BERLINER MORGENPOST: Das Fahrrad als Wegwerfgut
Archivmeldung vom 12.07.2018
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Freigeschaltet durch André OttErst kürzlich war Regine Günther in China. Vielleicht hat Berlins Verkehrssenatorin (parteilos, für Grüne) bei dieser Gelegenheit auch die riesigen Berge von Leihrädern gesehen, die überall im Land gewachsen sind. Denn bevor Obike und Mobike - und wie sie alle heißen - nach Deutschland kamen, fluteten sie die asiatischen Großstädte mit ihren Velos. Die Gefährte wurden zum Wegwerfgut.
Dieses Phänomen hat nun auch Berlin erreicht, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Und jetzt hat es den ersten schon wieder erwischt: Obike aus Singapur, das gerade mal ein halbes Jahr durchhielt. Die Insolvenzmasse der Asiaten steht nun in Form silber-gelber Räder auf Berlins Straßen herum. Und so recht fühlt sich keiner für die Fahrräder zuständig.
Die Obike-Pleite ist Wasser auf die Mühlen derer, die vor dem Leihrad-Überangebot gewarnt haben. Ohne Regulierung hatte Berlin - wie andere deutsche Städte auch - die Unternehmen gewähren lassen. Wettbewerb sei doch begrüßenswert, hieß es in der Verkehrsverwaltung von Senatorin Günther.
Aber da waren zum Beispiel auch die Bezirke, denen die überall wahllos abgestellten Geräte von Anfang an ein Dorn im Auge waren. Ihre Warnungen hätte der Senat viel früher ernst nehmen und das Geschäft regulieren müssen.
Zum Glück hat Rot-Rot-Grün in dieser Angelegenheit einen Gang zugelegt. Der SPD-Antrag, über den Linke und Grüne in der Sommerpause beraten wollen, liest sich sinnvoll. Bleibt zu hoffen, dass die Koalition wenigstens hier Einigkeit beweisen kann.
Quelle: BERLINER MORGENPOST (ots) von von Lorenz Vossen