Westfalenpost: Kühl kalkuliert Müntefering stellt sich gegen Kurt Beck
Archivmeldung vom 24.08.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFranz Müntefering ist ein Machtmensch, mit klaren Vorstellungen und strategischem Gedankengut. Ohne viele Worte hat er seiner Partei Vorgaben gemacht, die der Vorsitzende (noch) nicht teilt. Als Vizekanzler, mit Rückhalt in der Fraktion, lässt er den Landesverbänden im Westen die Wahl, mögliche rot-rote Bündnisse einzugehen.
Kurt Beck steht da wie ein begossener Pudel, der auf Zeit
spielt, seine Argumente gegen Die Linke gebetsmühlenartig wiederholt
und die Einheit der Sozialdemokraten beschwört.
Das nutzt sich ab und er muss aufpassen, dass sich keine
Eigendynamik aus dem unübersichtlichem Bild für den SPD-Vorsitzenden
ergibt. Die anfängliche Zufriedenheit mit dem Pfälzer nach den
kurzfristigen Wechseln von Schröder über Müntefering hin zu Platzeck
ist gewichen, weil die SPD dahindümpelt, von Aufbruchstimmung nichts
zu spüren ist. Die schwindende Zahl der Mitglieder wird unruhiger,
weil die Umfragewerte im 20-Prozentbereich eingebunkert scheinen.
Müntefering sieht das wohl auch so, deshalb kommt sein Vorstoß
zielgerecht vor den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen.
Dass der Fraktionschef Struck im gleichen Atemzug der Linkspartei in
einem Argumentationspapier unseriöse Politik vorwirft, macht die
Sachlage für die SPD nicht einfacher. Sie haben kein Mittel gefunden
gegen die populistischen Macher um Lafontaine und Gysi, keine
Strategie entworfen gegen Die Linke, die in erster Linie ihren
Zuspruch aus Protestgründen erfährt und deren Ideen aus dem
politischen Schlaraffenland stammen. All das fällt nun auf Kurt Beck
zurück - Franz Müntefering wird es einkalkuliert haben.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost