Südwest Presse: Kommentar zu Schröder
Archivmeldung vom 11.08.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGerhard Schröder hat als Bundeskanzler mancherlei Qualitäten nachgewiesen - Fingerspitzengefühl gehörte nie dazu. Der Basta-Mann ließ so gut wie keinen Schlips aus, auf den getreten werden konnte - ob es seine Partei betraf oder den US-Präsidenten.
Insofern bleibt er sich mit seinem Genörgel über die fehlende Präsenz der deutschen Politik-Spitze bei Olympia in China selbst treu. Schon als Regierungschef dokumentierte er, dass er den Einsatz für die Menschenrechte eher für überflüssiges "Gedöns" hält. Deshalb überrascht es nicht, wenn er sich in Peking für den Schmusekurs des IOC und seines deutschen Repräsentanten Thomas Bach instrumentalisieren lässt. Formal war Schröder als Geschäftsmann zu Gast bei Olympia. Dass er aus China sowohl an seiner Amtsnachfolgerin, aber auch am Bundespräsidenten und am Vize-Regierungschef, Außenminister und lange engsten Mitstreiter Frank-Walter Steinmeier Kritik übt, ist besonders stillos. Die Verantwortlichen in Berlin haben für ihre Zurückhaltung gegenüber den Olympia-Gastgebern gute Gründe. Das mag kurzfristig deutschen Unternehmensinteressen schaden. Auf längere Sicht zahlt sich Liebedienerei gegenüber Diktatoren aber nicht aus. Wer freilich einen guten Teil seiner Reputation an einen russischen Staatskonzern verkauft hat, von dem ist diese Einsicht nicht zu erwarten.
Quelle: Südwest Presse