Rheinische Post: Doping-Wettbewerb
Archivmeldung vom 31.07.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Internet klagt die Radsport-Branche. Nicht über schwarze Schafe, die beim Doping erwischt wurden. Sondern über die Probleme, sich die geeigneten Mittelchen einigermaßen preisgünstig zu besorgen. Von Unrechtsbewusstsein keine Spur.
Auch die schnellsten Läufer dieser Welt scheinen es für normal zu
halten, Wettkämpfe nicht nur auf den Stadionbahnen, sondern auch im
Doping-Labor auszutragen. Ausgerechnet der Weltrekordler und
Olympiasieger Justin Gatlin ist dabei aufgefallen.
Das frühe Karriere-Ende hat der 24-Jährige, der vor fünf Jahren schon
mal erwischt worden war, offenbar als Berufsrisiko einkalkuliert. Das
gehört sich so in der zynischen Rekordfabrik des Hochleistungssports.
In ihr verdienen neben den Sportlern auch düstere Hintermänner,
Trainer und Ärzte, deren Berufs-Ethos nicht allzu hoch entwickelt
sein kann. Ihnen mit einem Anti-Doping-Gesetz und Gefängnis-Strafen
zu drohen, ist richtig.
Aber es wird den Doping-Sumpf sicher nicht austrocknen. Der
Industriezweig Profisport wird ein Gesetz nur als Verschärfung des
Wettbewerbs zwischen Fahndern und Dopern verstehen. Und der Zuschauer
muss sich fragen, ob er der eigenen Begeisterung für Sportler noch
trauen darf. Wahrscheinlich nicht.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post