Rheinische Post: Die Bahn hat zu wenig Reserven
Archivmeldung vom 08.07.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNein, NRW ist nicht Lummerland, nur weil zehn Wochen lang in den wichtigsten S-Bahn-Zügen heftig improvisiert werden musste. Die Begeisterung des Regio-Chefs der Deutschen Bahn über die Einsatzbereitschaft der Eisenbahner ist mehr als berechtigt. Die aus den Büros, aus dem Ruhestand oder gar aus den Familien von Bahn-Beschäftigten geholten Freiwilligen haben sich mit dem Unternehmen identifiziert und Züge am Laufen gehalten, die sonst nicht hätten bewegt werden dürfen.
Wie zur Dampflokzeit, als Lokführer und Heizer unabhängig voneinander die Signale beobachteten, galt auf einmal wieder das Vier-Augen-Prinzip. So wurde ein zusätzliches Sicherheitsnetz gespannt, weil die Technik teilweise streikte. Der Unterschied zur Dampflokzeit ist aber, dass die Heizer angehende Lokführer waren und in jedem Fall reichlich Erfahrungen im Führerstand besaßen. Die Freiwilligen konnten diese Vorkenntnisse nicht haben. Sie haben ihre Sache dennoch gut gemacht. Die Verantwortlichen müssen sich allerdings fragen, ob es wirklich zu verantworten ist, die Reserven an Personal und Fahrzeugen so knapp zu halten, dass zu solchen Notlösungen gegriffen werden muss. Dass es ein Unding ist, wenn die komplette, zwei Jahre alte Fahrzeugflotte wegen Fehlern des Herstellers ausfällt, versteht sich von selbst.
Quelle: Rheinische Post (ots)