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Börsen-Zeitung: zur Stützung von Zweckgesellschaften mit Multimilliarden-Kreditlinien durch die WestLB und andere

Archivmeldung vom 05.12.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.12.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Fast alles "Triple-A", keine drohenden Ausfälle, Liquidität auskömmlich - so ungefähr lautete im Sommer die Standardauskunft deutscher Banken, wenn sie auf ihr Engagement am Subprime-Markt und in dessen Umfeld angesprochen wurden. Nicht zuletzt einzelne Landesbanken vollbrachten kommunikative Meisterleistungen im Kleinreden großer Risiken.

Nach und nach wird nun immer deutlicher, dass nach dem Auffliegen der Fälle IKB und SachsenLB manches Institut zwar mit offenen, aber leider gefälschten Karten gespielt hat. Mit ein wenig Sachverstand war schon damals erkennbar, dass erstens längst nicht überall "Triple-A" drin ist, wo dieses Gütesiegel draufklebt. Und dass zweitens eine Bonitätsnote, selbst wenn sie als Momentaufnahme die Realität halbwegs korrekt widerspiegeln sollte, keine Garantie für die Ewigkeit ist. Heute kommt es eben vor, dass Emissionen auf einen Rutsch um 17 Stufen heruntergesetzt werden, aus vermeintlichem Gold also unversehens Schrott wird.

Doch immer noch wollen betroffene Häuser den Investoren und dem Publikum, vielleicht auch sich selbst, ein X für ein U vormachen. Die Stützung von Zweckgesellschaften mit Multimilliarden-Kreditlinien wird, wie bei der WestLB, zu verharmlosen versucht: Die Positionen der Structured Investment Vehicles (SIV) würden in den Marktpreisen (soweit von einem Markt die Rede sein kann) nicht angemessen bewertet. Doch viele Portfolien der SIVs sind, wie Finanzaufsichtschef Jochen Sanio, ein Freund von Wortspielen, schon früher konstatierte, schlicht "versifft". Die Hochfinanz in Frankfurt erzählt sich hinter vorgehaltener Hand, viele deutsche Adressen wüssten bis heute nicht, welche konkreten Risiken sie in den Büchern - bzw. außerhalb derselben - haben. Wohl wahr: Im Fall IKB musste Hauptaktionär KfW gerade erst bass erstaunt feststellen, welche Überraschungen etwa hinsichtlich versteckter Rückgarantien oder Exklusivrechten für "Super Senior Holder" ein Verkaufsprospekt noch bieten kann.

Derweil träumt die NRW-Landesregierung davon, aus zwei Siechen einen Kerngesunden zu zaubern: Eine vereinte WestLB/IKB soll den Finanzplatz Düsseldorf retten. Und die Kapitalerhöhung, die freilich bei beiden Instituten auch ohne deren Verbindung ohnehin bald fällig werden dürfte? Der Steuerzahler hat's ja. Das ist Realsatire vom Allerfeinsten. Wäre die Wirklichkeit nicht so furchtbar traurig, könnte man sich glatt kaputtlachen.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Bernd Wittkowski)

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