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Westdeutsche Zeitung: Polit-Thriller um Kurnaz

Archivmeldung vom 20.01.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.01.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Berichte des Kurnaz-Anwalts Bernhard Docke und die Recherchen der Süddeutschen Zeitung lesen sich wie ein Kino-Thriller mit Kassenknüller-Potenzial: Ein 19-jähriger Unschuldiger gerät in Gefangenschaft, wird gequält und gefoltert.

Und als seine Unschuld herauskommt, tun dunkle Gestalten an den Schaltstellen der Macht alles, um die Leidenszeit des Unschuldigen in der Hölle Guantanamo über Jahre zu verlängern. Das Schockierende, ja Unfassbare ist: Das Drehbuch schrieb die Wirklichkeit. Die dunklen Mächte saßen in Berlin - und einige sitzen dort noch immer, in Amt und Würden: Außenminister Frank-Walter Steinmeier, Innen-Staatssekretär August Hanning, BND-Chef Ernst Uhrlau.

Noch ist nichts bewiesen, doch die Schlinge insbesondere um Frank-Walter Steinmeiers Hals zieht sich langsam zu. Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass Steinmeier maßgeblich daran mitgewirkt hat, Kurnaz Leidenszeit in Guantanamo um Jahre zu verlängern, würde aus dem beliebten Sunnyboy mit der Intellektuellenbrille auf einen Schlag die personifizierte dunkle Seite der Macht. Steinmeier wäre nicht mehr zu halten.

Doch der Fall Kurnaz ist mehr als ein politischer Skandal. Er ist ein Paradebeispiel für die Macht der Hysterie und die Verführungen der Macht. Die unablässig geschürte Angst vor dem islamistischen Terrorismus war es, die die Beteiligten in Berlin dazu trieb, einen nach Einschätzung eigener Leute Unschuldigen lieber in der Hölle schmoren zu lassen, als ihm seine Grundrechte zu gewähren. Und ein im Dunstkreis der Geheimdienst-Bürokratie abhanden gekommenes Bewusstsein für Grundrechte und Menschlichkeit ermöglichte ihnen die Konzeption des zynischen Plans dazu. Beide Fehlentwicklungen können korrigiert werden. Nein, sie müssen.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung

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