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Westdeutsche Zeitung: Der Atom-Stresstest beunruhigt aus mehreren Gründen

Archivmeldung vom 02.10.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.10.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Olkiuoto und Forsmark sind weit weg. Doch diese besonders unsicheren Atomkraftwerke in Finnland und Schweden sind möglicherweise nicht der Kern des Problems. Riskante Meiler gibt es auch viel näher. Alle zwölf deutschen Kraftwerke haben zumindest Nachbesserungsbedarf, was die Betreiber Millionen Euro kosten wird und die Menschen ängstigt. Im nahen Frankreich, woher in Deutschland häufig der Wind weht, ist der Standard noch schlechter. In Europa insgesamt weisen fast alle Anlagen Mängel auf. Da reibt man sich die Augen: Wie kann das passieren, nach den Sicherheitsgelübten, die nach den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima abgelegt wurden?

Der jetzt beendete Stresstest wurde erst nach dem Unglück in Japan vereinbart. Die Arbeit daran soll, was nicht gerade für Offenheit spricht, sehr schwierig gewesen sein. Den sogenannten Stresstest-Beauftragten gelang es oft nicht, überhaupt in die Kraftwerke zu gelangen. Insofern ist das Unbehagen, ob das Ergebnis die volle Wahrheit zeigt, schwer auszuräumen. Deshalb beruhigt es nur wenig, wenn Experten behaupten, es handle sich bei den monierten Punkten weniger um alarmierende Mängel als um eben sehr detailliert aufgeführte Verbesserungsvorschläge. Die Fakten müssen auf den Tisch. Und zwar so, dass sie auch Laien verstehen. Leider ist genau das nicht geplant. Demnächst präsentiert Energiekommissar Günther Oettinger das Papier der EU-Kommission, schließt es gleich wieder weg, um es Mitte Oktober beim Gipfel den Staats- und Regierungschefs zu zeigen. Mit solch mangelnder Transparenz sorgt er für fast so viel Misstrauen gegen Atomkraft wie es die Katastrophen erreichten. Auch wenn für Deutschland der Ausstieg aus dieser Energieform klar ist, können die Menschen nicht beruhigt sein. Radioaktiver Niederschlag macht bekanntlich nicht an Grenzen halt - und vor allem Frankreich mit seinen 19 Kraftwerken will weiterhin auf Atomkraft setzen.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (ots)

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