Neue Westfälische (Bielefeld): Beim Karneval hört der Spaß auf
Archivmeldung vom 30.01.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDa hat der Kölner Karneval der Presse- und Meinungsfreiheit einen echten Bärendienst erwiesen. Was war man kurz nach den Pariser Attentaten stolz darauf, "Flagge zeigen" zu wollen gegen den Terror. So stolz, dass man gleich die ganze Karnevalistengemeinde einbeziehen wollte und Tausende abstimmen ließ über das Motiv des Rosenmontagswagens zum Thema Terror. Und nun bekommt man in Köln Angst vor der eigenen großen Geste und zieht den Wagen zurück. Peinlich.
Ein deutlicheres Einknicken vor der Angst lässt sich wohl kaum denken. Der Wagenentwurf transportierte nicht den Hauch einer Kritik am Islam oder gar Mohammed. Seine Aussage war so klar wie selbstverständlich: Wir lassen uns von Terroristen nicht die Freiheit nehmen, unsere Meinung zu sagen. Dass nun eine für unser demokratisches Selbstverständnis so grundlegende Aussage geopfert wird, weil sie das karnevaleske Wohlgefühl stören könnte, ist ein Armutszeugnis. Früher hatte Karneval auch was zu tun mit Kritik an herrschenden Zuständen. Er hat Politiker durch den Kakao gezogen, das Foltergefängnis Guantanamo angeprangert, die Lage in Libyen thematisiert. Sich mit den Mächtigen anzulegen gehört zum Gründungsmythos des jecken Treibens. Nun haben die Jecken offenbar nur noch mächtig Angst ums unbehelligte Schunkeln.Quelle: Neue Westfälische (Bielefeld) (ots)