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Lausitzer Rundschau: Seehofer soll die CSU als Ministerpräsident zu alter Größe führen

Archivmeldung vom 08.10.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Vor einem Monat noch wäre man für verrückt erklärt worden, hätte man behauptet, Horst Seehofer würde im Herbst nicht nur CSU-Parteichef, sondern auch bayerischer Ministerpräsident sein. Der 59-jährige Bundesagrarminister war in der CSU-Landtagsfraktion in München gar nicht gut angesehen.

Und jetzt soll Seehofer als starker Mann die in ihren Grundfesten erschütterte und erheblich zerstrittene CSU wieder zu alter Größe zurückführen? Unmöglich ist bekanntlich nichts. Und Seehofer ist politischer Vollprofi. In der Öffentlichkeit wird er sicher mehr strahlen als seine Vorgänger Günther Beckstein und Erwin Huber. An Teamfähigkeit und Berechenbarkeit allerdings ließ der Ingolstädter bisher zu wünschen übrig. Das war der Hauptgrund dafür, dass er vor einem Jahr bei der Kampfkandidatur gegen Erwin Huber um den CSU-Vorsitz den Kürzeren zog. Aber egal: In Zeiten schwerer Krisen neigt die menschliche Natur dazu, sich nach starken Führern zu sehnen, denen die Probleme aufgeladen werden können. Besonders für die verunsicherte Parteibasis ist Seehofer eine Art Erlöserfigur, der zugetraut wird, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. Auf Seehofer kommen gewaltige Herausforderungen zu, die sogar ihn als bekennenden Politiksüchtigen überfordern könnten: Beruhigung und Erneuerung von Fraktion und Partei, rasche und erfolgreiche Koalitionsverhandlungen, umsichtige Personalpolitik bei der Regierungsbildung, inhaltliche Akzente in der Landespolitik, kraftvoller Auftritt in Berlin und eine breit angelegte Offensive zur Wiederherstellung des Vertrauens in die CSU, denn im kommenden Jahr stehen zwei Wahlen an. Normalerweise wäre es ein Gebot der Vernunft, so viele schwere Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Doch die Politik tickt anders. Hier hat die Vernunft bekanntlich oft einen schweren Stand.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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