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Neue OZ: Bitterer Nachgeschmack bleibt

Archivmeldung vom 17.04.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.04.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

So wie der EU-Skeptiker und Russlandgegner Lech Kaczynski schon zu Lebzeiten als nationalkonservativer Präsident sein polnisches Volk spaltete, so sorgt auch seine Beisetzung für unrühmliche Schlagzeilen: Darf das Präsidentenpaar auf der Wawel-Burg in Krakau beerdigt werden? Diese Debatte haben die Bischöfe im Lande nun mit einem Machtwort abgewürgt und im Sinne von Einheit und Würde zum Schweigen aufgerufen.

Ein bitterer Geschmack nach den emotionalen Tagen der Trauer wird dennoch bleiben. Vom Wawel aus lenkten die polnischen Könige 500 Jahre lang die Geschicke ihres Landes. Sie wurden in der Kathedrale auf dem Burghügel gekrönt und später dort beigesetzt. Auch Volkshelden wie Jozef Pilsudski oder Nationaldichter Adam Mickiewicz liegen dort. In der Krypta hielt Karol Wojtyla - der spätere Papst Johannes Paul II. - 1946 seine erste heilige Messe. Eine größere Symbolik gibt es für Polen nicht.

Kaczynski hatte ohne Zweifel als Mitglied des Runden Tisches seine Verdienste in der Loslösung Polens vom Kommunismus. Wenn ihm schon diese hohe Ehre im Tod zuteil wird - warum dann nicht der ebenfalls beim Flugzeugcrash getöteten Solidarnosc-Streikheldin Anna Walentynowicz? Dem Staatsbegräbnis droht nun noch weiteres Ungemach. Viele Gäste könnten wegen der Aschewolke verhindert sein. Auch das wäre bitter für das polnische Volk. 

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung

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