Westfalenpost: Ein Risikofaktor
Archivmeldung vom 21.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittClement wird Parteiaustritt nahegelegt Von Jörg Bartmann Erst drohte Clement mit einem Parteiaustritt, jetzt wird er ihm von der SPD nahegelegt. Die Liebe ist längst erkaltet, deutlich wird, dass die Wunden der innerparteilichen Auseinandersetzungen nicht vernarbt sind. Clements erkennbarer Aufruf, die hessische Sozialdemokraten am kommenden Sonntag nicht zu wählen, sprengt die Regeln des politischen Betriebs.
Mit seiner Aussage in Sachen Energiepolitik hat der einstige SPD-Minister für Wirtschaft und Arbeit sich konträr zur Kandidatin Ypsilanti gestellt und damit öffentlich gemacht, dass die vermehrt nach links orientierte Partei längst nicht mehr seine politische Einstellung deckt. Damit kann und muss eine Partei leben, gerade auch über die Kosten der Energieversorgung sollte gestritten werden. Aber nicht als Wahlaufruf für den politischen Gegner - sieben Tage vor einer Landtagswahl. Das Thema Atomausstieg und der Verzicht auf Kohlekraftwerke wird uns in nächster Zeit natürlich nicht erspart bleiben. Clement hat sich mit seinen gezielten Aussagen und der zeitlichen Abfolge aber zum Risikofaktor der Sozialdemokraten katapultiert. Und da ist sie dann wieder, die politische Steigerung: Feind, Todfeind, Parteifreund. Wolfgang Clement, immer schon impulsiv und aufbrausend, hat sich damit keinen Gefallen getan. Als Aufsichtsrat der RWE-Kraftwerkstochter RWEPower muss er mit dem Vorwurf leben, sich als bezahlter Lobbyist zu verkaufen. Wenig schmeichelhaft ist für ihn auch der Vergleich mit Lafontaine: Der eine greift die SPD von links, der andere von rechts an. Wie sich die Bilder gleichen: Frust und Eitelkeit trimphieren über politische Seriösität.
Quelle: Westfalenpost