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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Fußball-TV-Rechte

Archivmeldung vom 20.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Bernhard Heitzer ist derzeit die wohl meistgehasste Person im deutschen Profifußball. Der 59-Jährige ist weder Clubmanager noch Spielerberater oder Funktionär. Heitzer leitet das Bundeskartellamt und hat sich mit seiner Behörde massiv in die Bundesliga und ihre Vermarktung eingemischt.

Von der Saison 2009/2010 an sollen die Fernsehrechte für sechs Jahre an das Leo-Kirch-Unternehmen Sirius verkauft werden - bei garantierten Einnahmen von drei Milliarden Euro für die Liga. Sirius tritt als Zwischenhändler auf und veräußert einzelne Rechtepakete. Die Mehreinnahmen für die 36 Erst- und Zweitligavereine hätten zur Folge, dass die »heilige« Sportschau mit ihrer Berichterstattung eine Stunde nach Abpfiff der Samstagsspiele geopfert werden müsste - um nach den Regeln des Marktes durch eine Verknappung der Ware einen Mehrerlös zum Beispiel im Abo- oder Internet-TV zu erzielen. Genau das will die Wettbewerbsbehörde verhindern und die Sportschau vor 20 Uhr retten. Die Begründung: Weil die gemeinsame Vermarktung der TV-Rechte über die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ein Kartell darstellt, muss dieses Kartell Auflagen erfüllen und, so der Wortlaut aus dem Kartellamt, »die Verbraucher angemessen an den Vorteilen der Zentralvermarktung beteiligen.« Vorerst darf sich Bernhard Heitzer als Retter der Sportschau feiern lassen. Der Kartellamtschef geht davon aus, dass sich die DFL ein neues Vermarktungsmodell überlegen werde. Dann allerdings ohne die 600 Millionen Euro von Leo Kirch pro Saison. Logisch, dass die Profivereine den Streit nun juristisch zuspitzen und eine richterliche Entscheidung erzwingen wollen. Rechtliche Wege kann die DFL noch nicht beschreiten, da es sich bei der »Causa Sportschau« nur um eine »dringende Empfehlung« der vermeintlichen Kartellwächter handelt. So bleiben drei Möglichkeiten: 1. Die DFL schreibt die TV-Rechte von 2009 bis 2015 wie geplant mit Spielberichten im Free-TV erst nach 22 Uhr aus und sucht die Konfrontation vor Gericht. 2. Man erfindet eine Art »Mini-Sportschau« von 19.15 bis 19.45 Uhr, die der ARD dann sicher keine 100 Millionen Euro pro Jahr wert wäre. 3. Rechtehändler Sirius hat der DFL vorgeschlagen, eine werbefreie Zusammenfassung der Samstagsspiele vor 20 Uhr im Digital-TV zu zeigen, das technisch bereits für 90 Prozent aller Haushalte über ein Decoder-Zusatzgerät empfangbar ist. Bei dieser Lösung hätte die ARD das Nachsehen. Allerdings würden ihre 100 Millionen Euro fehlen. Ob der Abo-Sender Premiere bereit wäre, diese Summe zusätzlich zu den bislang 220 Millionen Euro pro Saison für ein im Vorfeld kaum zu garantierendes Plus an Exklusivität zu bezahlen, ist stark zu bezweifeln. Wahrscheinlich zielt die Verlegung der Spielberichte ins digitale Fernsehen auf die Kabelnetzbetreiber, die nach attraktiven Inhalten suchen - und dafür zahlen. DFL-Chef Christian Seifert soll dieses Vermarktungsmodell bereits im Kartellamt vorgestellt haben. Die Liga blickt nach Bonn.

Quelle: Westfalen-Blatt

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