Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld)zu »Klau-Kids«
Archivmeldung vom 03.04.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDeutschland ist auf kriminelle Kinder nicht vorbereitet. Das ist das Fazit im Fall der Herforder »Klau-Kids«. Und zwar unabhängig davon, ob in diesem speziellen Fall vielleicht die Sorge um den kranken Vater die Familie in die Hände von Schleusern getrieben hat, die nun Geld fordern.
Öffentlicher Druck hat dazu geführt, dass sich Polizei und Jugendamt an einen Tisch setzen. Aber können sie überhaupt eine Lösung finden? Die Kinder bleiben wegen ihres Alters straffrei Und die Eltern, die nicht auf ihre Töchter aufpassen? Sie verstoßen möglicherweise gegen das Bürgerliche Gesetzbuch. Aber das reicht nicht, um die Familie zurück in ihre Heimat zu schicken. Klar: Das Jugendamt könnte das Kindeswohl als gefährdet ansehen und bei Gericht darauf drängen, den Eltern die Töchter wegzunehmen. Doch wohin mit den Mädchen? Aus Pflegefamilien oder Wohneinrichtungen liefen die Kinder wahrscheinlich sofort weg, sofern man sie dort trotz ihrer fehlenden Deutschkenntnisse überhaupt unterbringen könnte. Es blieben geschlossene Erziehungsheime. Doch bundesweit gibt es nur 185 solcher Plätze, und die sind für schwerkriminelle Kinder und Jugendliche gedacht. Kein Richter wird ein Kind wegen Taschendiebstählen dorthin verbannen. Der Familie die Streichung aller staatlichen Hilfen anzudrohen - das hätte wahrscheinlich Erfolg. Doch die gesetzliche Grundlage dafür haben Politiker bis heute nicht geschaffen.
Quelle: Westfalen-Blatt