Börsen-Zeitung: Verkauf mit Nebenbedingung
Archivmeldung vom 24.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWie schnell sich die Zeiten ändern. Es ist gerade einmal einen Monat her, als IKB-Chef Günther Bräunig erklärte, dass eine Kapitalerhöhung bei der IKB zwar nicht auszuschließen, "aber nicht zwingend notwendig" sei. Nun aber mehren sich die Zeichen, dass der Aktionär womöglich schon bald zur Kasse gebeten werden muss.
Ein Dilemma für Großaktionärin KfW, die den
Verkaufsprozess für ihr 38%-Paket erst Mitte Oktober startete.
Hintergrund für die drohende Kapitalmaßnahme ist der Preisverfall
am Markt für strukturierte Wertpapiere, der eine Abschreibung auf die
bilanzierten Buchwerte erforderlich macht. Ein Problem, dem sich
nicht nur die IKB gegenübersieht, wie die jüngste Gewinnwarnung der
WestLB zeigt.
Das Argument, dass es sich bei diesen Verlusten um reine
Buchverluste handelt, die bei entsprechender Markterholung wieder
verschwinden, ist zwar richtig. Doch für Banken, die mit dem Rücken
zur Wand stehen, wird das Hoffen auf bessere Zeiten zur Zitterpartie.
Wann sich der Markt beruhigt und ob bei Endfälligkeit der Papiere
der Buchverlust nicht doch noch zum realisierten Verlust wird, weiß
heute niemand. An Warnungen großer Investmenthäuser, die das Ende der
Subprime-Krise inzwischen weit bis ins kommende Jahr orakeln, mangelt
es nicht.
Verluste aber - ob real oder nur auf dem Papier - knabbern am
Eigenkapital. Es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten, um zu
konstatieren, dass sich die Kernkapitalquote der IKB in den
vergangenen Monaten spürbar reduziert hat. Zum 30. Juni und damit vor
dem Aufflammen der Subprime-Krise hatten die Düsseldorfer im Konzern
eine Tier-1-Ratio von 7,1% ausgewiesen. Werte von weniger als 6%
gelten als bedenklich, auch wenn nach internationalen
Bilanzvorschriften nur mindestens 4% gefordert werden.
Angesichts der Verkaufspläne der Großaktionärin KfW war die Marschrichtung für das IKB-Management eigentlich klar vorgezeichnet: Die Bankbilanz sollte gesäubert werden, so dass der potenzielle Käufer - das erforderliche Eigenkapital mitbringend - den Neustart wagen könnte. Nun aber sollte der Verkaufsprozess dringend beschleunigt werden. Denn eine dem Verkauf vorgeschaltete Kapitalerhöhung ist angesichts der aktuellen Aktienkursentwicklung nicht nur teuer, sondern könnte auch die zahlreichen Interessenten vergrätzen.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung