Westfälische Rundschau: Landtagswahlen
Archivmeldung vom 27.03.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.03.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Älteren werden sich vielleicht noch erinnern. Landtagswahlen, das waren früher mal Großereignisse. Sonntags, Punkt 18 Uhr, bewegten sich schwere Beben aus den Provinzhauptstädten in Richtung Berlin und die Erschütterungen dort veränderten Koalitionen und Karrieren. Aber das alles liegt bestimmt schon mehr als ein dreiviertel Jahr zurück. Tempi passati, uralte Vergangenheit.
Seit in Berlin die Großen kuscheln, scheint's den Menschen auch
im Lande ganz gleich zu sein, wer sie regiert. Wer sich doch zur Wahl
aufrafft, macht sein Kreuz pflichtschuldigst dort, wo am wenigsten
Unheil droht. Beck in Rheinland-Pfalz, Oettinger in
Baden-Württemberg, Böhmer in Sachsen-Anhalt: Sollen sie doch.
Hauptsache, es gibt nicht schon wieder Streit und neue Experimente am
lebenden Wähler.
Was lernen wir sonst aus den gestrigen Wahlergebnissen? Ein paar
Kopfnoten haben die Bürger verteilt. Gute an die seriös und
unspektakulär regierenden Ministerpräsidenten. Schlechte an
Herausforderer, die sich schon lange überschätzen. Christoph Böhr
oder Ute Vogt jedenfalls haben ihre politische Zukunft hinter sich.
Das ist kein großer Verlust für die deutsche Politik.
Ach ja, die kleinen Parteien wurden auch zensiert. Unaufgeregt,
ganz ohne Leidenschaft. Wozu man die Grünen in Mainz braucht, oder
die FDP in Magdeburg? Man wusste es nicht und hat sie rasiert. Allein
in Stuttgart hat der Bürger noch ein Herz für die Kleinen. Das ist
aber auch kein Wunder, beim Zustand der dortigen SPD.
So haben diese Landtagswahlen am Ende nichts wirklich verändert
und am ehesten die Befindlichkeit des Wahlvolks offenbart: Müde,
erschöpft und radikal illusionslos haben die Bürger diesen Sonntag
hinter sich gebracht. Die in Berlin machen ja doch, was sie wollen,
scheint der Untertan sich gedacht zu haben. Und weil Merkel und
Müntefering am Ende noch jede gegensätzliche Forderung zu einem
harmonisch-harmlosen Kompromiss umbiegen, ist's ganz egal, wen man
mit seiner Stimme stärkt. Sollen sie doch.
Quelle: Pressemitteilung Westfälische Rundschau