Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zum US-Teilrückzug
Archivmeldung vom 15.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFünf Kampfbrigaden will US-Präsident George W. Bush bis Juli nächsten Jahres aus dem Irak abziehen. Das entspricht zahlenmäßig exakt der Truppenverstärkung, die der US-Präsident zu Jahresbeginn 2007 erst dorthin entsandt hatte. Momentan bedeutet das aber nicht mehr als einen Taschenspielertrick, der dazu dienen soll, das schwierige Echo in den USA auf den Petraeus-Bericht vom Wochenanfang ein wenig zu relativieren.
Seit die US-Truppen im Irak
die Taktik verfolgen, Dorf für Dorf und Stadt für Stadt zu
durchkämmen und anschließend militärisch zu sichern, ist es
tatsächlich etwas ruhiger geworden. Das muss aber nicht so bleiben,
zumal im Süden die Briten ihre Fahne eingeholt haben und faktisch nur
noch Selbstverteidigung üben. Zudem nehmen aktuell die Reibereien
zwischen Sunniten und Schiiten wieder zu, ebenso die unter den
zahllosen Stämmen des Landes. Die irakischen Sicherheitskräfte sind
unterdessen weiter denn je davon entfernt, die Ordnung im Land aus
eigener Kraft aufrecht zu erhalten.
Das Militär hat sich bis heute von den Angriffen der Alliierten nicht
erholt. Und die irakische Polizei steht eher vor der Auflösung denn
vor einer Konsolidierung, da ihre Mitglieder zu einem hohen
Prozentsatz aus Milizionären bestehen, denen von der Bevölkerung kein
Vertrauen entgegengebracht wird. Der irakische Ministerpräsident
al-Maliki arbeitet derweil nach Kräften daran, auch die letzten Reste
seines ohnehin nur mäßigen Rufs im Land zu verspielen. Er gilt als
schwach, inkompetent und paktiert wohl auch mit Iran. Vor diesem
Hintergrund verböte sich momentan jegliche Truppenreduzierung. Aus
Imagegründen entschied Bush jedoch anders; das bedeutet, dass auch
ein künftiger Präsident ein ungelöstes Problem Irak in die Hände
gelegt bekommt. Und weiterhin sterben US-Boys an Euphrat und Tigris.
Quelle: Pressemitteilung Allgemeine Zeitung Mainz