Rheinische Post: Schulfach Leben?
Archivmeldung vom 17.07.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVielleicht ist es ja zu heiß. Jedenfalls wird ein ernstes Problem von der Berliner Politik extrem kurzatmig beantwortet: Mit einem Schulfach "Lebenskompetenz" will die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing dem Phänomen des so genannten Koma-Saufens unter Jugendlichen begegnen.
Schulfach Lebenskompetenz? Früher nannte man das schlicht gute Kinderstube, und es war eine Aufgabe der Eltern, ihren Nachwuchs damit zu versorgen. Natürlich: Viele Kinder werden nicht mehr in intakten Verhältnissen groß. Aber gerade der übermäßige Alkohol-Genuss ist eine Entwicklung, die nicht unbedingt mit Herkunft und Umständen zu tun hat, sondern mehr ein Ausdruck der Wohlstandsverwahrlosung ist. Die Schule kann nicht der Reparaturbetrieb der Gesellschaft sein. Es fehlt an einem Konsens darüber in den Familien, der Politik, vor allem bei Gastwirten und anderen Alkoholverkäufern. Aus falsch verstandener Toleranz, die keine eigenen Werte mehr zu definieren vermag, oder Gewinnsucht werden Kindern keine Grenzen mehr gesetzt. Die Drogenbeauftragte mag in ihrer Staatsgläubigkeit noch auf die "Lufthoheit über den Kinderbetten" hoffen, die ihr SPD-Generalsekretär einst für seine Partei einforderte. Erziehung ist aber erst einmal Sache der Eltern und nicht des Staates. Alles andere ist ein Irrweg.
Quelle: Rheinische Post