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Neue OZ: Merkels Mainzelmann

Archivmeldung vom 12.07.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Seit der holprigen Wahl des Bundespräsidenten sind Angela Merkel und ihre Berater auf der Suche nach verloren gegangener Popularität. Dabei legen sie unübersehbares Geschick an den Tag. Der Jubel der Kanzlerin über den deutschen WM-Sieg gegen Argentinien flimmerte über zig Millionen Bildschirme in der Heimat, wenig später zaubert sie nun mit Steffen Seibert einen beliebten ZDF-Nachrichtenmann als ihren neuen Sprecher aus dem Hut.

Merkels Mainzelmann - ein gelungener Überraschungscoup, wie es scheint. Doch der zweite Blick erzeugt mehr als Unbehagen. Der fatale Eindruck: Schon zum zweiten Mal innerhalb ganz kurzer Zeit wird die Personalpolitik von CDU  und ZDF aufs Engste miteinander verknüpft. Zunächst musste Chefredakteur Brender auf Betreiben von Unions-Granden wie Roland Koch seinen Posten räumen. Nun macht die CDU-Kanzlerin einen ZDF-Journalisten zu ihrem Kommunikationschef.

Gerade noch erklärte der scheinbar überparteiliche Seibert seinen Zuschauern die Welt, schon nächsten Monat präsentiert er uns die Regierungspolitik. Mit der häufig beschworenen Staatsferne hat das nicht viel zu tun. Und dass Seiberts Vorgänger Ulrich Wilhelm künftig Intendant des Bayerischen Rundfunks sein wird, stärkt bei aller persönlichen Reputation auch nicht unbedingt den längst erschütterten Glauben der Gebührenzahler in die Unabhängigkeit öffentlich-rechtlicher Sender. 

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung

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