Neue OZ: Teufelskreis der Macht
Archivmeldung vom 21.12.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Tahrir-Platz in Kairo entwickelt sich vom Symbol der Hoffnung zum Symbol der Gewalt. Mit jedem Tag steigt die Zahl der Todesopfer und Verletzten in Ägypten. Allein seit Oktober sollen laut Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International 84 Menschen ums Leben gekommen sein, von den Verletzten ganz zu schweigen.
Kaum war Machthaber Husni Mubarak vertrieben, übernahm der Oberste Militärrat und schlug in dieselbe Kerbe. Dieser Teufelskreis ist zum Verzweifeln. Reicht es da noch aus, den Ausgang der Parlamentswahlen abzuwarten und zu hoffen, dass dann auf einmal alles gut wird? Noch im November sollen US-Firmen ägyptische Sicherheitskräfte mit Tränengas versorgt haben, ein fatales Signal für die Demonstranten, die ihr Recht auf Demokratie einfordern.
EU, Vereinte Nationen, USA, sie alle verurteilen seit Tagen das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte, sie alle fordern die Übergangsregierung auf, die Menschenrechte zu achten. Selbst die Arabische Liga verlangt inzwischen, die Verantwortlichen für die Gewalt zur Rechenschaft zu ziehen. Doch moralischer Beistand hilft den mutigen Demonstranten herzlich wenig, zumal die Übergangsmachthaber jegliche Kritik am harten Vorgehen zurückweisen. Der Ton muss schärfer werden, die USA sollten ihre Militärhilfen an Ägypten überdenken, das wäre das Mindeste.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)