Neue OZ: Schmutzige Geschäfte
Archivmeldung vom 02.07.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Bloggerin, die als angeblich vergewaltigtes Opfer zur Kronzeugin von Gräueltaten in Libyen aufstieg, war pure Erfindung. Der Moderator Kachelmann mag ein Lügner sein, aber der Prozess wegen des Verdachts der Vergewaltigung fiel zuletzt in sich zusammen. Nun erscheinen in einem dritten prominenten Fall des Jahres die Dinge anders, als viele es glaubten und wohl auch gerne glauben wollten. Das arme Zimmermädchen und der mächtige, latent großkotzige IWF-Banker Strauss-Kahn, da nahmen etliche den Anschein blind für bare Münze.
Die Fälle lehren: Gerade ein Vorwurf wie Vergewaltigung darf nicht zu vorschnellen Schlüssen führen. Auch wenn es schwerfallen mag, hier kommt es auf Nüchternheit an. Wie bei kaum einem anderen Verbrechen erfolgt unabhängig von der rechtlichen Aufarbeitung eine moralische Verurteilung. Sie kann das Leben ruinieren, auch wenn später die Unschuld feststeht. Gerade deshalb bietet sich der Vorwurf als Mittel zum Rufmord an. Jemanden durch absichtlich herbeigeführte sexuelle Verlockungen zu kompromittieren oder erpressbar zu machen zählt jedenfalls zum traditionellen Repertoire schmutziger Geschäfte, ist vielfach auch als Trick von Geheimdiensten belegt. Eine Vergewaltigung vorzutäuschen ist die höchste Stufe davon. Geradezu tragisch ist dies für alle Frauen, die wirklich Opfer sexueller Gewalt sind. Jede falsche Beschuldigung schadet ihrer Glaubwürdigkeit.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)