WAZ: Neue Doppelspitze der Linken
Archivmeldung vom 27.01.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDurchaus ausgewogen" nennt der Chef der Linken in NRW die neue Mannschaftsaufstellung der Parteizentrale in Berlin. Leidenschaftsloser hätte das Urteil von Wolfgang Zimmermann kaum ausfallen können. Kein Zufall. Hinter vorgehaltener Hand - davor wird gekrampft Geschlossenheit gespielt - lässt kaum ein Linker von Rang ein wirklich gutes Haar an dem strömungspolitischen Vielvölkergemisch, das da in einer Nachtsitzung zusammenverhandelt wurde.
West und Ost, Mann und Frau, Realo und Betonkopf, SPD-Kompatible und Kommunismus-Verehrer sitzen künftig gemeinsam im Führerhaus. Glückwunsch. Weil keiner der Neuen das durch Wahlerfolge entstehende einschüchternde Charisma, die mediale Durchschlagskraft und die Ellenbogen eines Lafontaine oder Gysi besitzt, ahnt man, wie sich die künftige Kursbestimmung der Linken vollziehen wird: im Kriechtempo und unter heftigsten Schmerzen. Gysi und Lafontaine konnten die tiefen Widersprüche zwischen West und Ost übertünchen. Demnächst wird die blasse Farbe abblättern. Wenn die Linke im Mai in NRW nicht den Sprung in den Landtag schafft, wird der Parteitag eine Woche später in Rostock zum Scherbengericht. Aber vielleicht war genau das ja beabsichtigt.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung