Südwest Presse: Kommentar zu Konjuktur-Report
Archivmeldung vom 08.07.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.07.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer hätte das gedacht: Wenn es für die Kicker von Jürgen Klinsmann heute Abend einigermaßen läuft, dann landet die Nationalmannschaft in der Abschlusstabelle der Weltmeisterschaft auf Platz drei. Sensationell muss man auch die Geschäfte nennen, die die WM fußballnahen Konsumgüterbereichen bescherte.
Vor allem die
Unterhaltungselektronik, die Sportartikelbranche, aber auch der
Lebensmittel- und Getränkehandel konnten vom WM-Zusatzgeschäft
profitieren, das der Einzelhandelsverband auf rund 2 Milliarden Euro
taxiert.
Den vielfach erwarteten Schub für die gesamte Konsumgüterkonjunktur
löste der fußballerische Mega-Event nicht aus, auch wenn er der
Konsumlaune ein neues Rekordhoch bescherte und der
Einzelhandelsumsatz gegenüber dem Vorjahr um bemerkenswerte 1,9
Prozent zulegen konnte. Unterm Strich sorgte die WM aber lediglich
für eine Verlagerung der Konsumschwerpunkte. Dies bestätigt auch das
Eingeständnis des Handels im Südwesten, dass die erhofften
Mehreinnahmen ausgeblieben sind. Man muss kein großer Prophet sein,
wenn man auch hinter die neue Hoffnung der Händler ein Fragezeichen
setzt, die sich jetzt voll auf die Vorzieheffekte der
Mehrwertsteuererhöhung richtet. Die gibt es fraglos. Unbestreitbar
ist aber auch, dass mehr konsumieren nur kann, wer - wie etwa die
Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie - mehr Geld in der
Tasche hat. Doch davon wird real betrachtet nicht viel übrig bleiben,
wenn erst einmal die hartnäckig hohen Preise an den Zapfsäulen oder
die weiter sprunghaft steigenden Heizkosten bezahlt sind.
Hauptmotor der guten Konjunktur in Deutschland ist weiter vor allem
die Industrie. Und die erlebt jetzt endlich, dass der zündende Funke
aus dem Exportboom auch auf das Inlandsgeschäft überspringt. So
verzeichneten die Maschinenbauer im Mai einen rekordverdächtigen
Sprung bei den Inlandsbestellungen um 44 Prozent. Und auch im Schnitt
der letzten drei Monate lag der inländische Bestellschub in der
wichtigsten Investitionsgüterbranche der Republik mit plus 21 Prozent
deutlich über dem Zuwachs der Auslandsaufträge von 15 Prozent. Im
exportstarken Südwesten gilt zwar weiterhin die überkommene
Rangordnung, aber bei einem Plus von 21 Prozent konnte das
Inlandsgeschäft den Abstand zu den Exportaufträgen deutlich
verkürzen. Insgesamt sammelten die Firmen im Land bis Ende Mai 15
Prozent mehr Bestellungen als im selben Zeitraum des Vorjahres.
Baden-Württemberg bleibt damit unverändert eine der Lokomotiven der
bundesdeutschen Konjunktur. Dieser satte Bestellschub sorgt dafür,
dass die Wachstumsrate des Landes 2006 endlich wieder eine Zwei vor
dem Komma zieren wird. Was die Republik insgesamt betrifft, so
spricht viel dafür, dass die sechs führenden
Wirtschaftsforschungsinstitute im März mit ihrer - damals durchaus
mutigen - Prognose von 1,8 Prozent richtig liegen.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse