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Börsen-Zeitung: Alarmsignale, Kommentar zur Bedeutung des Hurrikans "Harvey" für die Rückversicherer

Archivmeldung vom 31.08.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.08.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Während der Hurrikan "Harvey" sein Zerstörungswerk fortsetzt, ist noch ungewiss, wie hoch die Belastungen für die Versicherer ausfallen. Angesichts der bereits verheerenden Schäden in Texas und Louisiana zeichnet sich ab, dass eine höhere zweistellige Milliardensumme herauskommen könnte.

Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass die Investoren die Ereignisse an der US-Küste des Golfs von Mexiko noch relativ gelassen betrachten. Die Aktien von Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück reagierten bislang mit minimalen Kursabschlägen. Obgleich die drei größten Rückversicherer noch keine Schätzungen abliefern können, dürfte "Harvey" bei so manchem Anbieter die Erfolgsrechnung verhageln und die Ergebniserwartungen dämpfen.

Der Hurrikan liefert Alarmsignale für die Assekuranz, steht doch die diesjährige Sturmsaison im Südatlantik erst am Anfang. Die Erfahrung des Katastrophenjahres 2005 - als drei tropische Wirbelstürme in Folge die Branche mit rekordhohen 105 Mrd. Dollar belasteten und für tiefrote Zahlen sorgten - lehrt, dass nach "Harvey" noch einiges nachkommen kann.

Dass die Hurrikan-Risiken 2017 höher ausfallen, hatten Meteorologen vorhergesagt. Berufsoptimisten in den Versicherungskonzernen könnten nun hoffen, dass es nicht so schlimm wird, springt doch bei Großschäden aus Starkregen und Hochwasser in den USA zum Teil Vater Staat ein. Das gilt aber nur für private Haushalte. Die Belastungen für die Wirtschaft in Form von Betriebsunterbrechungen tragen Versicherer - und die schlagen ins Kontor, wie die Ölraffinerien und der internationale Flughafen von Houston, die in den Fluten versinken, zeigen. Zwar haben die Rückversicherer vor zwölf Jahren von "Katrina" gelernt, indem sie Naturkatastrophendeckungen teils auf Zweitschadenereignisse umstellten, also erst bei einem nachfolgenden Hurrikan einspringen. Doch bei einer Sturmserie nützt ihnen dieser Selbstbehalt wenig.

Derweil dürfte ihnen aber "Harvey" auf einem anderen Feld von Nutzen sein, so zynisch dies klingen mag. Aufgrund relativ geringer Großschadenereignisse und eines Überangebots beklagen sich die etablierten Häuser seit Jahren über fallende Preise für Naturkatastrophendeckungen, was jedoch für die Versicherungsnehmer ein Segen ist. Eine folgenschwere Hurrikan-Serie könnte eine Trendwende bewirken. Daher wird das diesjährige Branchentreffen Mitte September in Monte Carlo mehr den je ein Stimmungsindikator sein für künftige Vertragserneuerungsrunden in der Assekuranz.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Stefan Kroneck

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