Rheinische Post: Serbische Rache
Archivmeldung vom 20.02.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSind die zwei Überfälle auf UN-Grenzposten an der serbisch-kosovarischen Grenze der Auftakt zu neuer blutiger Gewalt auf dem Balkan? Das hängt davon ab, wie energisch die Schutztruppe KFOR künftig auf solche Angriffe reagiert.
Gestern wurde zum Glück niemand verletzt; die Lage war - trotz aller Dramatik - schnell unter Kontrolle. Doch die serbische Minderheit im Kosovo sinnt spätestens seit 2004 auf Rache, als gut organisierte Unruhen von Kosovo-Albanern KFOR völlig überraschten: 20 Serben starben, Kirchen brannten nieder, Dörfer wurden verwüstet. Die internationale Friedenstruppe hat daraus Lehren gezogen, sich umorganisiert und ihre Ausrüstung verbessert. Das zeigt hoffentlich weiter Wirkung. Denn der Hass lodert, und die Angst der 120000 Serben im neuen Zwergstaat vor Vertreibung aus der Heimat ist nachvollziehbar. Zurzeit garantieren allein Militär und UN-Polizei ihre Sicherheit.
Eine Abtrennung serbischer Siedlungsgebiete im Norden des Kosovo ist deshalb denkbar, ein Flächenbrand dagegen unwahrscheinlich. Denn die serbischen Scharfmacher können nicht auf offizielle Hilfe bauen. Die Regierung in Belgrad protestiert zwar lautstark, aber wohl mehr, um die Nationalisten im eigenen Land nicht gegen sich aufzubringen.
Quelle: Rheinische Post (von Helmut Michelis)