WAZ: Stoiber und die Gutachten: Destruktiv
Archivmeldung vom 06.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittPolitikverdrossenheit. Für viele Politiker ein gruseliges Wort. Woher sie kommt, wissen die Parteien angeblich nicht so richtig. Gutachten sollen helfen, den Verdruss zu analysieren, um ihn dann zu bekämpfen.
Gutachten sollen auch bei der
Gesundheitsreform den richtigen Weg weisen, doch leider dienen sie
nicht den Kranken oder Gesunden, sondern lediglich den
Politikmatadoren, die dann mit DIN-A-4-Kladden in der Hand und
sorgenzerfurchter Stirn wieder mehr Verärgerung schüren. Klingt
kompliziert, ist aber ganz einfach.
Bayerns Ministerpräsident Stoiber ist so ein mäßig begabter Jongleur
der Doppelzüngigkeit. Längst über seinen machtpolitischen Zenith
hinaus, braucht Stoiber Ablenkung oder besser: einen äußeren Feind.
Er muss der berechtigten, internen Kritik der aufmüpfigen Landrätin
Pauli ein Thema entgegensetzen, damit er nächste Woche auf der
CSU-Fraktionstagung in Wildbad Kreuth keinen Schiffbruch erleidet.
Deshalb werden Gutachten gegen Gutachten gezogen, obwohl Stoiber noch
vor einem halben Jahr für die Gesundheitsreform war. Destruktiver
Opportunismus in Reinkultur.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung