Allgemeine Zeitung Mainz: Saustall
Archivmeldung vom 13.12.2019
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Freigeschaltet durch André OttMan mag sich gar nicht entscheiden, welche Vokabel besser auf die Arbeiterwohlfahrt in Frankfurt und in Wiesbaden passt: Saustall oder Selbstbedienungsladen? Spätestens seit die regionalen Medien die Verflechtung zwischen den beiden umsatzträchtigen Sozialunternehmen aufgedeckt haben, ist klar, dass beide Zuschreibungen gleichermaßen zutreffen:
Zwei Geschäftsführungen, ein Ehepaar; die Übernahme der Awo Wiesbaden durch den Sohn, als die Mutter zurücktreten musste; das gegenseitige Zuschustern von lukrativen "Ehrenämtern" und Beraterverträgen innerhalb der Familie; das Alimentieren des engsten Führungszirkels und die Einbindung einer Vielzahl von SPD-Genossen in Jobs, Vorstands- und Aufsichtsämter - damit ja niemand auf die Idee kommt, genauer hinzuschauen oder gar den Mund aufzumachen. Wer wollte bei so viel mafiösem Instinkt erwarten, dass auch nur einer der endlich zurückgetretenen Richters Einsicht oder Reue zeigte?
Nun richtet sich der Fokus auf den Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann. Nicht, weil die böse Presse keine Ruhe geben würde. Auch nicht, weil Feldmanns Frau bei der Awo ein viel zu hohes Gehalt bezog. Schließlich ist der Frankfurter Oberbürgermeister selbst den Netzwerken und Seilschaften der Awo, besser der Richters entwachsen. Egal ob aus Naivität oder Mitwisserschaft: Feldmann trägt eine gehörige Portion Mitverantwortung dafür, dass bundesweit nicht nur die Awo, sondern auch die anderen Wohlfahrtsverbände bei vielen Bürgern unter Generalverdacht stehen. Unter dem Generalverdacht, aus der Versorgung von Bedürftigen ein frivoles Geschäft mit der Armut zu machen.
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz (ots) von Friedrich Roeingh