Rheinische Post: Ukraine - gespalten
Archivmeldung vom 29.05.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Putsch in Kiew blieb aus. Die verfeindeten Lager in der Ukraine haben sich in letzter Minute geeinigt und das Land vor einer gewaltsamen Lösung bewahrt. Zum Aufatmen ist es jedoch zu früh. Die Ukraine ist politisch, ethnisch und wirtschaftlich tief gespalten. Der Dauerkonflikt zwischen dem stärker nach Westen orientierten Präsidenten Juschtschenko und dem eher zu Russland neigenden Premier Janukowitsch reflektiert diese Teilung.
Beide Lager, hinter denen
jeweils unterschiedliche wirtschaftliche Interessengruppen stehen,
sind gleich stark. Deshalb ist es auch nicht etwa ein Sieg der
Vernunft, dass die Kontrahenten an diesem Wochenende doch noch am
Verhandlungstisch landeten. Vielmehr fanden Juschtschenko und
Janukowitsch erst zu einem Kompromiss, nachdem sie sich überzeugt
hatten, dass die Mobilisierung bewaffneter Kräfte ihren Konflikt
nicht lösen wird. Die Spaltung, die sich durch die ukrainische
Gesellschaft zieht, findet sich auch bei Polizei und Armee. Das
gefährliche Kräftemessen kann also jederzeit von neuem beginnen.
Spätestens nach den Wahlen Ende September wird der Konflikt wieder
aufbrechen. Zweieinhalb Jahre nach der friedlichen orangen Revolution
bleibt die Situation in der Ukraine instabil und unberechenbar.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post