Lausitzer Rundschau: Zu Diakonie-Präsident - Rücktritt: Längst überfällig
Archivmeldung vom 23.06.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Präsident des Diakonischen Werks der EKD, Pfarrer Jürgen Gohde, hat sein Amt niedergelegt. Vorausgegangen waren Äußerungen, die man von niemandem weniger erwartet hätte als vom Präsidenten des größten kirchlichen Sozialverbandes in Deutschland. Zusammen mit anderen Spitzenvertretern von Wohlfahrtsverbänden und Kommunen hatte Gohde Kürzungen bei Hartz-IV-Empfängern gefordert. Doch das war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Denn so vorbildlich sich die 470 000 Mitarbeiter des Diakonischen
Werks auch in den Pflegeheimen und Sozialstationen der Lausitz für
die Sorgen und Nöte bedürftiger Menschen einsetzen, so krass ist der
Unterschied zwischen ihrem Engagement und der Bundesebene der
Diakonie. Längst ist man dort nicht mehr das schlagkräftige
Schnellboot im Meer der Sozialpolitik. Vielmehr erinnert das
Diakonische Werk der EKD an einen dümpelnden Bananendampfer, dessen
Kapitän sich auf Pressekonferenzen vorzugsweise zur Schaffung
interner Kompetenzzentren und Loyalitätsrichtlinien äußerte, anstatt
deutlich sichtbar für Menschen auf der Schattenseite des Lebens
einzutreten.
Genau das aber wäre die Aufgabe des Diakonie-Präsidenten gewesen. So
wie Jesus Christus auf der Seite der Menschen am Rande der
Gesellschaft stand, hätte sich auch Jürgen Gohde besser mit wirksamen
Konzepten zur Bekämpfung der immer stärker werdenden Armut in
Deutschland beschäftigen sollen, anstatt denen in den Rücken zu
fallen, die seine Unterstützung eigentlich am meisten verdient
hätten.
Sein Rücktritt war längst schon überfällig.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau