Börsen-Zeitung: In den Frankfurter Highlands
Archivmeldung vom 28.07.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Finanzkrise ist endgültig vorbei! Anders lässt es sich kaum deuten, dass an der Spitze der Deutschen Bank zwei Männer anscheinend keine größeren Probleme haben als jenes, wie sie sich gegenseitig zerstören. Zu behaupten, der Zoff zwischen Vorstandschef Josef Ackermann und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Börsig sei vor der heutigen Sitzung des Kontrollorgans eskaliert, wäre glatt untertrieben.
Der Konflikt hat längst unappetitliche Formen angenommen. Wenn B. per Sonntagszeitung ausrichtet, er lasse sich (es kann ja nur gemeint sein: von A.) nicht erpressen und sehe keinen Grund für einen Rücktritt, dann hat mindestens einer der Beteiligten die Contenance verloren. Was sich im konkreten Fall freilich durchaus nachvollziehen lässt. Durfte B. doch jüngst in einer Pressemitteilung des Instituts über sich lesen, die dubiosen Nachforschungen, die Gegenstand von Deutschbankgate, also der Bespitzelungsaffäre des insoweit gar nicht feinen Geldhauses sind, seien in einem Fall durch ein Gespräch zwischen ihm, B., und dem vormaligen Investor-Relations-Chef "ausgelöst" worden.
Zufälle gibt's im Leben! Dass die Führung der Bank von möglichen Verstößen aus früheren Jahren drei Wochen nach einem misslungenen Versuch von B., A. als Vorstandschef zu beerben, und wenige Tage vor der von B. zu leitenden Hauptversammlung Kenntnis erhält. Oder dass der die Verwicklung B.s konstatierende Bericht einer Anwaltssozietät kurz vor der nächsten Aufsichtsratssitzung das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Würde der A. den B. abschießen wollen, hätte er das Drehbuch exakt so schreiben müssen - so scheint es jedenfalls auf den ersten Blick. Doch wer diese fast diabolisch anmutende Inszenierung unterstellt, übersieht eine Kleinigkeit: Die unabhängige Untersuchung durch die Kanzlei war von A. und dem Leiter der Internen Revision erklärtermaßen "in Abstimmung mit dem Prüfungsausschuss" (Mitglied: B.) des Aufsichtsrats in Auftrag gegeben worden.
Doch solche Feinheiten werden mindestens einem der Beteiligten nicht mehr helfen. So erbittert, wie die Matadore sich bekriegen, bleibt bestenfalls die Highlander-Lösung: Es kann nur einen geben. Wenn es dumm läuft, geht in den Frankfurter Highlands aber sogar ein Zweiter mit, wiewohl heutige Vorstandsmitglieder, soweit bekannt, nicht in die anrüchigen Aktivitäten verstrickt oder auch nur darüber informiert waren. Unwissenheit schützt bekanntlich nicht unbedingt vor Strafe.
Quelle: Börsen-Zeitung