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Börsen-Zeitung: Das Kurs-Paradox

Archivmeldung vom 31.07.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.07.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Der Börsenneuling Siemens Healthineers ruft scheinbar paradoxe Reaktionen an der Börse hervor. Seitdem Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal mit einem teils zweistelligen Prozentsatz gesunken sind, ist der Aktienkurs in der Spitze um 18 Prozent gestiegen. Am Montag, als im dritten Quartal der Gewinn erneut zurückging und die Erlöse nur stagnierten, gab zwar auch die Aktie nach. Aber sie hatte schließlich in den Tagen zuvor ihren Höchststand erreicht. Außerdem blieben die Analysten im Schnitt trotzdem optimistisch für die börsennotierte Siemens-Medizintechnik.

Die Kursentwicklung widerspricht zwar auf den ersten Blick dem Geschäftsverlauf, ist aber durchaus rational. Denn jene Anleger, die dem Aktienmarkt treu bleiben wollen, versuchen mithilfe des Konzerns ihre Risikoexponierung zu verringern. Siemens Healthineers eignet sich hierfür hervorragend, weil das Geschäftsmodell kaum volatil ist. Die Kunden im Gesundheitswesen reagieren höchstens mit starker Verzögerung beispielsweise auf Konjunkturschocks. Daher finden konservative Anleger in der Aktie einen sicheren Hafen, zumal die Fertigungsstruktur dem Management ermöglicht, die Folgen einer verschärften Gangart zwischen den USA und China im Handelsstreit fast vollständig abzufedern. Das Unternehmen liefert außerdem einen extrem hohen Cash-flow und kann damit auch in schlechten Zeiten eine gute Dividende abwerfen.

Natürlich gilt auch: So schlecht, wie die Zahlen in ihrer absoluten Größe erscheinen, sind sie nicht. Der starke Euro drückt nicht nur die Marge, sondern auch die Erlöse. Auf vergleichbarer Basis ist das Unternehmen auf einem flotten Wachstumskurs - vor allem, weil das Geschäft mit Computertomographen & Co. floriert. Diese bildgebenden Systeme sind die Ertragsperle des Unternehmens. Dagegen kommt die einst teuer zusammengekaufte Diagnostik-Sparte nicht vom Fleck. Die Markteinführung der neuen Laborplattform Atellica Solution muss gelingen, ansonsten wären die Folgen desaströs. Das Management ist zum Erfolg verdammt.

Siemens Healthineers ist ein guter Start am Aktienmarkt gelungen. Damit hat der Vorstand den Rücken frei, allerlei Abläufe zu verbessern und den Auftritt des Konzerns weiter zu professionalisieren. Zudem kann die Labordiagnostik die notwendige Aufmerksamkeit erhalten. So stabil das Geschäftsmodell auch sein mag - hausgemachte Fehler verzeiht es nicht, so paradox würde die Börse dann doch nicht reagieren.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Michael Flämig

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