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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur FIFA

Archivmeldung vom 13.01.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.01.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Günter Hirsch sei Dank, jetzt darf man es ungestraft schreiben: Der Internationale Fußballverband ist nicht daran interessiert, Korruption in den eigenen Reihen aufzuarbeiten. Beim ehemaligen Präsidenten des Bundesgerichtshofes klingt das anders, in Juristendeutsch hatte er seinen Rückzug aus der Ethikkommission so begründet: Bei ihm hätten »die Ereignisse der letzten Wochen den Eindruck erweckt und gefestigt, dass die Verantwortlichen der Fifa kein wirkliches Interesse daran haben, eine aktive Rolle bei der Aufklärung, Verfolgung und Vorbeugung von Verstößen gegen das Ethikreglement der Fifa zu spielen«.

Fußballchef Sepp Blatter tat überrascht und kritisierte, dass Hirsch nicht auf Faktenlage argumentiere. Während Fußballer Freistöße trainieren, perfektionieren Funktionäre Verdrängung. Denn nur so ist es zu erklären, dass der 74-jährige Schweizer erst dann das Offensichtliche für wahr erklärt, wenn sich Belege nicht mehr leugnen lassen. Der Disput mit Hirsch aber hat schon mal indirekt eines bewiesen: Auch Blatter weiß von Korruption in seinem Verband. In seiner Wagenburgmentalität schießt Blatter, der eine dritte Amtszeit anpeilt, weit über das Ziel hinaus. Auch Oberolympionike Jacques Rogge bekommt sein Fett ab: Zu viele Königliche würden in der Regierung des Sports sitzen und ihn nicht angemessen vertreten. Autsch, dafür sieht er aber mindestens die Gelbe Karte. Funktionärsfouls gibt es aber nicht nur international. Auch die schwarz-rot-goldenen Vorturner zeigen gerne Attitüden, die man eher in einer Bananen- als der Bundesrepublik vermutet. So verfolgte DFB-Chef und Jurist Theo Zwanziger den Sportjournalisten Jens Weinrich mit biblischem Zorn, weil der in einem Meinungsbeitrag geschrieben hatte, Zwanziger sei ein »unglaublicher Demagoge«. Zwanziger begründete sein Vorgehen mit dem Duden. Dort stehe, dass das Wort Demagoge Volksverhetzer bedeute. Das Berliner Landgericht sah es anders: »Dass Diktatoren demagogisch agieren mögen, führt nicht dazu, dass derjenige, den man einen Demagogen nennt, mit einem Diktator gleichzusetzen wäre.« Auch in der Affäre Kempter/Amerell bewies Zwanziger nicht das Fingerspitzengefühl, dass man dringend braucht, wenn es um eine vermeintlich sexuelle Affäre geht. Und aus dem Wettskandal um Robert Hoyzer hat der größte Sportverband der Welt offensichtlich auch nicht die richtigen Schlüsse gezogen. Deshalb hier zur Erinnerung: Ein Funktionär ist ein Beauftragter, kein König. Ein Sportverband ist die Interessenvertretung der Athleten, kein Reisebüro für Funktionäre ohne Funktion. Auch der Sport hält sich an demokratische Regeln, wo die Stimme von Trinidad und Tobago genauso viel zählt wie die deutsche. Von Funktionären Fairplay, also ein Verhalten, welches über die Einhaltung von Regeln hinausgeht, zu erhoffen, ist sicher zu viel verlangt. Aber die Blatters und Zwanzigers sollten sich zumindest an die Regeln halten, die sie ihren Verbänden gegeben haben.

Quelle: Westfalen-Blatt

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