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Börsen-Zeitung: Spielball EADS

Archivmeldung vom 06.02.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.02.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Im Streit um die Neuordnung von Airbus wird die Stimmung gereizter. Mancher Politiker schießt bisweilen über das Ziel hinaus, wenn es um die Zukunft des von Deutschen und Franzosen beherrschten Flugzeugbauers geht. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos drohte der Airbus-Muttergesellschaft EADS mit dem Entzug von Rüstungsaufträgen, falls Deutschland bei den geplanten Stellenstreichungen zu arg getroffen wird.

Diese Drohung ist Populismus. Oder soll Boeing zur "Strafe" künftig bevorzugt werden? Schließlich gibt es in Europa keine Alternative zur EADS, wenn es um Rüstungsgeschäfte geht. Die EADS wurde vor sieben Jahren gegründet, um den stark fragmentierten Verteidigungssektor in der EU zu bündeln. Ohne die EADS wäre zum Beispiel der Eurofighter nicht möglich.

Bei näherer Betrachtung zielt der Minister mit seiner Äußerung auf die französische Regierung ab, die mit starkem Druck versucht, die Sanierung des Luftfahrtkonzerns zugunsten französischer Standorte durchzusetzen. Mit einem Kapitalanteil von 15% an der EADS hat Paris mehr Einflussmöglichkeiten als Berlin, das bislang nicht am Unternehmen beteiligt ist. Die Furcht, dass deutschen Airbus-Werken ein stärkerer Kahlschlagdroht als französischen, liegt auf der Hand. Der geplante Einstieg einer von deutschen Banken und fünf Bundesländern dominierten Investorengruppe soll verhindern, dass nach dem Teilrückzug von DaimlerChrysler die französische Seite ein Übergewicht erhält.

Vor dem Hintergrund deutscher industriepolitischer Interessen ist es legitim, dass die Bundesregierung eingreift, um nicht Paris das Feld zu überlassen. Schließlich wird Airbus mit Louis Gallois von einem Franzosen geleitet, der zugleich die EADS steuert. Angesichts dieser Machtfülle im Management ist es gut möglich, dass Lösungen für Airbus zu sehr durch die nationale Brille betrachtet werden.

Das Grundproblem der EADS - der hohe Staatseinfluss via Beteiligungen - bleibt bestehen. Boeing zeigt, dass ein Heraushalten des Staates aus einem Unternehmen zu besseren betriebswirtschaftlichen Ergebnissen führt. Mit Washington im Boot hätte der Airbus-Konkurrent vor fünf Jahren niemals rasch einen radikalen Stellenabbau umsetzen können, um aus dem Tief herauszukommen. Daran sollten sich Berlin und Paris ein Beispiel nehmen.

Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung

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