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Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema: Solarthermische Kraftwerke in der Wüste

Archivmeldung vom 08.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Sie mussten erst in die Wüste geschickt werden, um sich zu treffen: Selten waren Unternehmer, Politiker und Umweltschützer von einem Konzept so angetan wie von Desertec. Sie wollen es umsetzen. Sie wollen Strom aus der Sahara gewinnen, wie es der Club of Rome vorschlägt.

Das ist großartig, es muss gelingen. Aus mehreren Gründen: Desertec hat Marktpotenzial. In den vergangenen Jahren ist die Branche rasant gewachsen. Ende 2008 trugen solarthermische Kraftwerke gerade einmal 436 Megawatt zur weltweiten Stromversorgung bei. Die im Bau befindlichen Anlagen werden bis 2011 weitere 1000 Megawatt liefern. In Spanien sollen Anlagen mit einer Leistung von 10 000 Gigawatt gebaut werden, die bis 2017 ans Netz gehen könnten. Es schafft Arbeitsplätze. Der Ausbau der Technologie für solarthermische Kraftwerke geht nach Berechnungen des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie mit einem hohen Beschäftigungsvolumen einher. 240 000 zusätzliche Arbeitsplätze würden in Deutschland geschaffen werden, weltweit sogar 600 000. Es verspricht Gewinne. Der Export der Technologien bietet große Chancen für Anlagenbauer. Wird das Milliardenprojekt Realität, können deutsche Firmen einer Studie nach zwei Billionen Umsatz bis 2050 erzielen. Es ist unbegrenzt nutzbar. Die Sonne ist eine unerschöpfliche Energiequelle. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur strahlt sie ständig mehr als 120 000 Terawatt auf die Erdoberfläche. Das entspricht einer Leistung von etwa einer Million Atomkraftwerken. Um den derzeitigen Weltstrombedarf zu decken, müssen nur drei Prozent der Fläche der Sahara mit solarthermischen Kraftwerken versehen werden. Es verringert Abhängigkeiten. Erstens, weil der Strom über mehrere Leitungen fließt. Zweitens, weil Desertec auf einem Energie-Mix beruht und eben nicht nur auf Öl und Gas. Es ist sauber. Das Klima wandelt sich, weil zu viele fossile Energieträger verbrannt werden. Sollte die Temperatur im Durchschnitt um mehr als zwei Grad Celsius steigen, kann das katastrophale Folgen haben. Erneuerbare Energien müssen deshalb einen Löwenanteil haben. Es ist terrorresistent. So lange nicht geklärt ist, in welchen Sahara-Ländern Kraftwerke und Leitungen gebaut werden, muss kein Schreckgespenst an die Wand gemalt werden. In Ländern wie Marokko und Tunesien ist die Gefahr eher gering. Es ist außen- und sicherheitspolitisch eine Chance. Das Projekt bindet Nordafrika an Europa, es schafft dort Arbeitsplätze und Wohlstand. Desertec kann Nachbarschaftspolitik im besten Sinn werden, wenn alle Partner gleichberechtigt von ihm profitieren. Saubere, unerschöpfliche Energie ist kein Traum. Staat, Markt und gemeinnützige Organisationen finden bei Desertec eine sehr große Schnittmenge. Das ist die Konstellation der Zukunft.

Quelle: Westfalen-Blatt

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