Südwest Presse: Kommentar zu Biblis
Archivmeldung vom 28.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAnträge, die bestehenden Gesetzen widersprechen, sind abzulehnen. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat es einfach beim Versuch des RWE-Konzerns, das Kernkraftwerk Biblis A drei Jahre länger laufen zu lassen: Nach dem im Jahr 2000 abgeschlossenen Atomkompromiss ist es nicht möglich, Strommengen von Mülheim-Kärlich auf Biblis zu übertragen.
Eine alte Anlage zu Lasten des jüngeren
Kraftwerks Emsland länger laufen zu lassen, widerspräche zumindest
dem Ziel des Atomgesetzes.
Der Antrag des RWE ist sehr durchsichtig: Zum einen muss der Konzern
seinen Aktionären nachweisen, dass er alles getan hat, Biblis
möglichst lange zu nutzen. Zum anderen hofft er nach der nächsten
Bundestagswahl auf andere Mehrheiten - zu Gunsten der Kernkraft.
Derzeit zumindest sind die Fronten in der großen Koalition klar: Die
Union will längere Laufzeiten, die SPD lehnt sie strikt ab. Da es
keine Einigung gab, bleibt es beim Atomausstieg.
Das mag man für falsch halten. Aber daran werden auch deftige Worte
des Wirtschaftsministers Michael Glos (CSU) oder der hessischen
Landesregierung nichts ändern. An diesem Thema wird die Koalition
auch nicht platzen.
Höchst unklug ist der Hinweis des RWE, bei einer Stilllegung könne es
zu Versorgungsproblemen kommen. Das ist schlichte Erpressung. Zudem
wäre der Konzern verpflichtet gewesen, frühzeitig vorzusorgen.
Schließlich weiß er seit sechs Jahren, was im Atomkompromiss steht.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse