Westdeutsche Zeitung: Steigende Energiepreise
Archivmeldung vom 09.06.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHoffentlich lenken wenigstens spannende Fußballspiele von den Hiobsbotschaften ab. Denn die Schock-Prognose, dass die Gaspreise noch mal um 40 Prozent steigen, wird nicht die einzige schlimme Nachricht bleiben. Schon hört man, dass auch Benzin weitere vier Cent pro Liter zulegen soll.
Was logisch wäre, nachdem der Ölpreis in der Nacht zum Samstag mit fast 140 Dollar pro Barrel einen neuen Rekord schaffte. Wir fragen uns mit großer Sorge, was uns noch alles bevorsteht. Auf keinen Fall können wir, selbst wenn Spekulation auch mal zu extremen Ausschlägen führt, darauf hoffen, dass langfristig die Preise wieder sinken. Sie waren nämlich in der Vergangenheit eher niedriger, als sie eigentlich hätten sein müssen. Auch wird der Bedarf weltweit zunehmen. Wenn Nachfrage steigt, gilt das eben auch für den Preis des betreffenden Wirtschaftsgutes. Welche Folgen hat das? Natürlich werden höhere Energiekosten die Inflation anheizen. Auch die Allgemeinheit wird belastet, zum Beispiel gar nicht unerheblich dadurch, dass bei steigenden Gaspreisen auch die Transferleistungen an Hartz-IV-Empfänger angepasst werden müssen. Für die Wirtschaft insgesamt sind Ängste, dass sehr hohe Kosten für Energie der Konjunktur schaden werden, angebracht. Allerdings wäre nackte Panik übertrieben, wenn Staat und Bürger besonnen reagieren, wofür es mindestens drei Wege gibt: 1. Das Rezept, den Verbrauch zu senken, ist nur deshalb, weil es nicht mehr brandneu ist, nicht schlecht. Wir können das durch unser Verhalten tun, genauso wie die Wirtschaft durch das Anbieten guter technischer Lösungen. 2. Die aktuelle Forderung, den Gaspreis vom Öl zu entkoppeln, um ihn dadurch niedrig zu halten, ist gut gemeint. Man sollte sie prüfen. Aber wahrscheinlich wird sie sich juristisch nicht durchsetzen lassen, weil die Preisbindung in langfristigen Verträgen zwischen Lieferanten und deutschen Großkunden festgeschrieben ist. 3. Der Staat könnte direkt helfen, die erneuten Belastungen der Bürger zu lindern. Beispiele: Die Mineralölsteuer wäre rasch gesenkt und die Pendlerpauschale wieder eingeführt. Bei Letzterem würde sich die Regierung womöglich sogar die Peinlichkeit ersparen, dass sie erst durch ein höchstrichterliches Urteil dazu gezwungen wird.
Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Martin Vogler)