Lausitzer Rundschau: Justizpannen im Fall Stephanie: Stärke zeigen
Archivmeldung vom 10.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittPannen, Pannen, Pannen - die vielen Fehler der Sicherheitsbehörden im Fall Stephanie können selbst einen staatstreuen Bürger vom Glauben abfallen lassen. Die Palette beginnt bei der Freilassung des Sexualverbrechers auf Grund offensichtlich falscher Gutachten, durch die Mario M. wieder zuschlagen konnte.
Sie reicht über die Ermittlungslücken am Polizeicomputer, die das Martyrium des Mädchens viele Tage verlängerten. Und sie endet - vorerst - beim Dachspaziergang, mit dem der Verbrecher als starker Mann posieren konnte. Der Schaden für das 14-jährige Mädchen ist in jeder Hinsicht verheerend. Der Freistaat täte daher gut daran, sich um Wiedergutmachung zu bemühen. Soweit das überhaupt möglich ist. Dass der Vater der Familie den Glauben an die Sicherheit verloren hat, kann man ihm nicht verübeln. Und dennoch: Mario M. muss ein ordentlicher Prozess gemacht werden: Auch wenn er der Justiz auf der Nase herumtanzte und der Fall glasklar ist, die Beweise erdrückend sind und sogar ein Geständnis vorliegt. Die Justiz darf sich nicht dem Vorwurf aussetzen, den skrupellosen Sextäter unfair zu behandeln. Nur so kann der Rechtsstaat wahre Stärke demonstrieren. In jedem anderem Fall wäre die Büchse der Pandora geöffnet. Und eine zweite Auflage des Prozesses wegen Formfehlern wäre das Letzte, was Stephanie noch gebrauchen kann. In der Politik werden nach solchen Pannenserien gern personelle Konsequenzen gefordert, wenn den Kritikern sonst nichts einfällt. Den Sicherheitslücken in der Justiz, die der Fall Stephanie offenbar hat, wären damit aber nicht beseitigt. Die Experten sollten im Interesse der Opfer ihre Arbeit richtig machen - ebenso korrekt wie im Umgang mit dem Täter.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau