Rheinische Post: Leitmedium Kino
Archivmeldung vom 06.02.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Berlin passiert etwas, das gut ist für die Kultur. Euphorisch könnte man sagen: Die Kunst gewinnt ihre Lust an der Gesellschaftskritik zurück. Die Berlinale wurde gestern mit einem Beitrag eröffnet, den man als Film der Stunde schauen konnte.
Tom Tykwers kluger Thriller "The International" handelt von den Verstrickungen einer Großbank in Waffengeschäfte. Es geht schief, es beginnt die Krise, sie betrifft alle. Tykwer zeigt einen Menschen, der in diesem Strudel seine Ideale zu bewahren versucht. Der Regisseur als Seismograph. Die Globalisierung ist mit ihren Folgen im Kino angekommen, früher als anderswo. Das liegt daran, dass Kino produktionstechnisch längst nicht mehr so schwerfällig ist wie einst. Filmemacher können schneller auf die Gegenwart reagieren als Künstler in anderen Disziplinen. Außerdem ist Film internationaler als andere Medien. Am Set wird zumeist englisch gesprochen, die Geldgeber werden in verschiedenen Ländern rekrutiert. Die Globalisierung zeigt, wie nah scheinbar ferne Stoffe sind: Was im Iran im Argen liegt, geht auch uns etwas an. Eine Welt. Fast überall meldet die Filmindustrie für 2008 Rekordbesucherzahlen. Kino ist Leitmedium. Die Berlinale zeigt: Es ist sich der Verantwortung bewusst.
Quelle: Rheinische Post (von Philipp Holstein)