Neues Deutschland: Urabstimmung bei der LINKEN
Archivmeldung vom 26.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Basis der LINKEN hat sich dafür entschieden, die Doppelspitze beizubehalten. Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch nannte das Ergebnis von 84,5 Prozent eindeutig, die Wahlbeteiligung von 48,3 Prozent solide.
So kann man das sehen. Man kann aber auch resümieren, dass mehr als die Hälfte der Genossen das Thema offensichtlich nicht der Mühe für wert befand, zwei Kreuze auf den Abstimmungsschein zu setzen und ihn abzuschicken. Oder ihnen gefiel nicht, dass sie über alle Personalfragen im Paket abstimmen sollten. Bezogen auf die gesamte Mitgliedschaft, votierten nur 40,3 Prozent für die Doppelspitze. Das ändert nichts am formalen Erfolg der Urabstimmung; damit sie in einen politischen Erfolg übersetzt werden kann, ist noch viel Arbeit nötig. Die künftige Parteiführung, deren Parallelkonstruktion durchaus Konfliktpotenzial enthält, muss die Zweifler in den eigenen Reihen überzeugen. Vor allem aber muss sie nach außen ausstrahlen - alles andere als ein einfaches Unternehmen in der Nachfolge solcher Autoritäten wie Lothar Bisky und Oskar Lafontaine. Namentlich Lafontaine hat Kurs und Gesicht der Partei geprägt und einen erheblichen Teil ihrer Attraktivität auf die Wähler repräsentiert. Daran anzuknüpfen und sich gleichzeitig vom Übervater zu emanzipieren - vor dieser schwierigen Aufgabe steht die künftige Führung der Linkspartei. Das Ergebnis der Urabstimmung ist ein erste Schritt dahin - nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Quelle: Neues Deutschland