Rheinische Post: Schüler als Richter
Archivmeldung vom 21.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSo sehr man ihn abklopft der Plan zur Einrichtung von Gerichten aus Schülern, die über Schüler richten, hinterlässt Ratlosigkeit. Das Beste, was sich sagen lässt, ist, dass es nicht schaden kann, wenn Schüler vor ihresgleichen über Rechtsverstöße Rede und Antwort stehen müssen.
Kann sein, dass dabei alle Beteiligten etwas über den
Rechtsstaat lernen. Liest man aber die Liste der Einschränkungen,
wird man skeptisch. Gerichte auf freiwilliger Basis? Schulungen, die
mit dem Geld von Sponsoren ermöglicht werden sollen? Solche
Bedingungen rücken einen elementaren Vorgang - der Staat wacht über
das Gesetz und setzt es durch, zur Not mit Gewalt - in eine Grauzone
aus Zufälligkeiten, Halbverbindlichkeiten und ein
"Ich-probier-das-mal"-Klima, die der Erziehung zu ernsthaftem
Rechtsempfinden durchaus entgegenstehen kann.
So ist der Ertrag dieses Experiments unklar und unsicher. Am Ende
fragt man sich, ob das Pferd nicht vom falschen Ende her aufgezäumt
wird. Wäre es nicht besser, die Schule als Anstalt für Erziehung und
guten Unterricht zu stärken, bevor man Schüler zu Erziehern macht?
So gehört dieser Vorschlag wohl in den Ordner A wie Aktionismus.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post