Rheinische Post: Was uns die große Flut lehrt (Von Torsten Casimir)
Archivmeldung vom 24.08.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.08.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKlimawandel ist eine abstrakte Sache. Weit weg. Spielt in langen Zeiträumen. Ursachen unklar. Klimawandel ein Thema also für später, wie überhaupt der Wandel nichts herzugeben scheint für den Tag. "Wandel" ist das ideale Aufschubwort.
Offenbar fällt es allen Menschen (Politiker bilden da keine Ausnahme)
schwer, Entscheidungen zu treffen in Bezug auf Ereignisse, deren
Eintreten mutmaßlich nicht mehr in die eigene Lebensspanne fällt.
Deshalb ist bis zum Erleben des Gegenteils die Rente sicher. Und
deshalb landet bei Klimagipfeln der Tagesordnungspunkt "Erderwärmung"
gern auf Wiedervorlage. Solange man danach heimfliegt und die Bude
steht noch.
Nun kommt es aber immer öfter vor, dass die Bude nicht mehr steht.
Klimawandel wird eine konkrete Sache. Nah dran. Hat schon angefangen.
Ursache klar: der Mensch und seine Treibhausgase. Folgen noch klarer:
weltweit häufiger mal Extremwetter.
Es gab eine schöne alte Hoffnung auf die Heuristik der Furcht, zu
deutsch: dass Gefahr uns Klugheit lehren möge. Vielleicht braucht ja
eine Intelligenz, die aufs Gelingen des persönlichen Lebens trainiert
ist, erst die große Flut, um zu sehen, dass das Gelingen globalen
Lebens anders organisiert werden muss. Vielleicht spülen ja erst
Wetterkatastrophen ökologisches Bewusstsein an. Letzte Hoffnung. Die
jetzt schon Betroffenen wird es nicht trösten.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post