Lausitzer Rundschau: Britischer Premier Tony Blair übergibt an Gordon Brown
Archivmeldung vom 27.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFür Gordon Brown zählt vom ersten Tag an nur eines - der Sieg bei der nächsten Unterhauswahl. Er ist ein Regierungschef, dessen Wahlkampf gleich mit dem Dienstantritt beginnt. Zehn Jahre hat Brown darauf gewartet, dass Tony Blair ihm den Weg in die Downing Street Nummer zehn freimacht. Heute ist es soweit. Blair tritt zurück.
Browns einstiger Kamerad im Kampf um die Erneuerung der
Labour-Partei ließ nur ungern von der Macht. Eigentlich wollte Blair
sogar noch eine ganze dritte Wahlperiode lang regieren. Erst als dem
britischen Premier klar wurde, dass ihm dann ein unrühmlicher, weil
womöglich erzwungener Abgang drohte, entschied sich Blair, in der
Mitte der Wahlperiode abzudanken. Und jetzt möchte Brown auf keinen
Fall als Kurzzeitpremier in die Geschichte eingehen. Es sind deshalb
weniger die Inhalte als deren strategische Wirkung, die Browns
Handeln von nun an bestimmen. Und die nächste Wahl könnte früher
kommen als bislang gedacht. Der Premier hat das Recht, den Termin
festzusetzen. Je nachhaltiger Browns Umfragewerte steigen, desto
wahrscheinlicher wird eine Unterhauswahl. Bereits jetzt gibt es
Spekulationen über Neuwahlen 2008. Schon bevor sein Kabinett steht,
benannte Brown einen Kampagnen-Manager. Passend dazu sieht ihn eine
Umfrage nun vor seinem konservativen Gegner David Cameron.
Umstrittene Themen wird der neue Premier meiden. Brown handelte die
EU in seiner Antrittsrede als Parteichef in einem Satz ab. Darin ging
es um die Zusammenarbeit mit "der Europäischen Union, Amerika und dem
Rest der Welt" beim Kampf gegen Klimawandel und Terrorismus. Immerhin
nannte Brown die EU in dieser Aufzählung noch vor Amerika. Sonst
hätten Böswillige annehmen können, dass sich Großbritannien
vielleicht nicht nur als EU-Mitglied, sondern auch als 51. Staat der
USA versteht.
Viele Briten kritisieren die blinde Gefolgschaft zu Amerika. Das
liegt vor allem am Irakkrieg. Auch bei dem Thema hält sich Brown
bedeckt. "Wir haben unsere Lektion gelernt", sagt er. Ein
Truppenabzug wäre populär bei den Wählern. Und schon deshalb im Sinne
Browns. In seiner Zeit als Schatzkanzler war er zwar genauso für den
Feldzug wie sein Regierungschef. Doch für den Irakkrieg steht in
Großbritannien vor allem ein Name: Tony Blair. Ausgerechnet er soll
nun als Sondergesandter des Nahost-Quartetts zwischen Israel und den
Palästinensern vermitteln. Ein Kriegspropagandist als Friedensfürst?
Zumindest Gordon Brown würde das nicht stören. Er hofft vor allem,
dass Tony Blair bald möglichst weit weg ist.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau