Neue OZ: Krimi und Tragödie
Archivmeldung vom 20.07.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDass es so weit kommen muss: Brüssel macht Deutschland und anderen EU-Staaten mit Kernkraftwerken Dampf, endlich eine Lösung für die Lagerung von Atomschrott zu finden. Für eine solche Initiative ist es höchste Zeit. Und sie ist ein Armutszeugnis: Der Schritt erfolgt mehr als 50 Jahre nach der ersten Inbetriebnahme eines Meilers in Europa. Welch ein Beleg für fahrlässigen Umgang mit hochriskanter Technologie.
Jedes Jahr fallen in den rund 140 Kernkraftwerken in der EU etwa 7000 Kubikmeter hoch radioaktiven Atommülls an. Deponiert wird dieser Abfall unzulänglich in Zwischenlagern. Und nur in drei EU-Staaten, Finnland, Frankreich, Schweden, ist der Bau eines Endlagers in Sichtweite. Der EU-Energiekommissar lobt den Brüsseler Kompromiss als "umfassendes Drehbuch" in der Atommüll-Frage. Bei der aktuellen Ausgangslage deutet einiges darauf hin, dass unter der Regie der EU-Staaten ein Krimi oder gar eine Tragödie entsteht.
Zumindest, wenn alle so zaudern wie die Deutschen: Knapp dreieinhalb Jahre bleiben Berlin gemäß EU-Richtlinie noch, um konkrete Endlager-Pläne vorzulegen. Jetzt rächt sich, dass die Entscheidung über die Entsorgung des Atommülls wie ein Wanderpokal von Regierung zu Regierung weitergereicht und eine parallele Standortsuche nicht in Betracht gezogen wurde. Das für Ende des Jahres angekündigte Gesetz muss für Klarheit sorgen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)