Neue Westfälische (Bielefeld): zu Obamas Warnung
Archivmeldung vom 14.09.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUS-Präsident Barack Obama fordert von den Europäern mehr Einsatz im Kampf gegen die Schuldenkrise. Vor allem die Deutschen sollen sich von seiner Warnung vor dem wirtschaftlichen Absturz angesprochen fühlen, denn die konservativ sparsam ausgerichtete deutsche Linie unterscheidet sich von der amerikanischen Krisenpolitik fundamental.
Die Amerikaner haben die Zinsen nach dem Ausklingen der Finanzkrise niedrig gehalten. Diese Politik des billigen Geldes soll den Aufschwung stützen, ebenso wie das neue, 450 Milliarden Dollar schwere Konjunkturprogramm. Die Amerikaner werfen das Geld auf den Markt, als hätte es Probleme mit Schuldenbergen nie gegeben. Ein Konflikt über die Krisenbewältigung bahnt sich an. Will Obama sich durch wirtschaftspolitische Konfrontation mit Europa für den Wahlkampf positionieren? Dabei hat Obama zumindest in einem Punkt recht: Um den Euro zu retten, ist eine besser abgestimmte, vielleicht gar eine zentrale Haushalts- und Wirtschaftspolitik in Europa unabdingbar. Dafür müssten vor allem die Deutschen vom Vorteil der Solidarität überzeugt werden. Die Angst vor einer Kettenreaktion im Fall einer Pleite Griechenlands ist nur eine der Sorgen. Neue Probleme bahnen sich durch die chinesische Hilfe an, nach der die Italiener rufen. Zuvor war China bereits mit Griechenland, Spanien und Portugal im Gespräch. Nicht Obamas USA, sondern China hat die Lösung im Tresor. Doch Europa muss der Versuchung widerstehen und auf innere Finanzierung setzen - sonst wächst das Schuldenproblem in eine neue Dimension. Weil Chinas Kassenwarte nicht für ihre Mildtätigkeit bekannt sind, könnte Europa in ungekannte Abhängigkeit geraten, so wie Lateinamerika und Afrika zuvor. Die Krise steckt voller Gefahren. Die größte ist, dass die Europäer sich auseinanderdividieren lassen.
Quelle: Neue Westfälische(ots)