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Neue OZ: Friede seiner Asche

Archivmeldung vom 04.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ein türkischer Minister fordert die Gebeine des heiligen Nikolaus - und beweist damit: Dass Reliquien sich zur Provokation eignen, hat er bestens verstanden. Respekt, kann man da nur sagen. Denn was das Abendland so alles mit seinen toten Heiligen angestellt hat, ist heute selbst für Christenmenschen kaum noch zu begreifen.

Schon dass die Großen des Glaubens überhaupt ausgegraben wurden, kommt uns heute wenig fromm vor. Eine handfeste Profanisierung der Heiligen war es dann, dass ihre Knochen zum hart umkämpften, gern gefälschten und nach Wert klassifizierten Wirtschaftsgut wurden. Fingernägel waren erstklassig, Foltergeräte der Märtyrer zweitklassig. Die Hoffnung auf die Heilkraft des Gebeins schließlich scheint dem Fetisch näher als dem Sonntagsgottesdienst.

Und doch hat der ruppige Umgang mit den Heiligen Kunstwerke hervorgebracht, die weiter zu uns sprechen. So fremd uns das mittelalterliche Denken dahinter auch geworden sein mag. Macht das die Überreste aus dem vierten Jahrhundert zum Kulturgut? Kaum. Der Tote bleibt ein Toter. Und für den - da sind die Weltreligionen sich einig - gilt der Grundsatz: Friede seiner Asche.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung

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