Rheinische Post: Nur der vorsatz, nicht die Tat
Archivmeldung vom 19.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRot-Grün wählte für den Einband des Koalitionsvertrages symbolisches Rot-Grün. Schwarz-Rot entschied sich gestern für ein neutrales Dunkelblau. Eine Einschränkung via Farb-Botschaft: Wichtiger als dieses Papier ist das, was die Großkoalitionäre daraus machen.
Für Merkel-Vorgänger Gerhard Schröder war ein solcher Vertrag
"keine Bibel", und jüngst gestand er, während des Regierens nicht
einmal reingeschaut zu haben.
Die Festschreibungen waren für Union und SPD vor allem ein Vehikel,
sich nach Jahrzehnten erbitterter Gegnerschaft über die Inhalte
anzunähern. Sie wissen: Entscheidend ist das Vertrauen. Wenn sie
scheitern, dann nicht an Themen, sondern weil sie persönlich
auseinander driften. Dass "Schwarze" und "Rote" gestern rund um die
Zeremonie in bunter Reihe saßen, spricht für einen guten Start.
Doch schon hinter der nächsten Kurve lauern die nicht entschiedenen
Fragen als besondere Herausforderungen. Was da etwa auf dem Feld der
Gesundheit noch zu leisten ist, wird durch die schrillen Töne der
letzten Tage klar. Deshalb ist derzeit nur eines gewiss: Theoretisch
können Union und SPD nun miteinander. Der erste Praxistest kommt bei
der Kanzlerwahl. Und Mitte 2006 müssen sie eine überzeugende
Gesundheitsreform vorlegen. Schaffen sie das, dann hält die Koalition
wohl vier Jahre. Schaffen sie es nicht, dann kann es schnell zu Ende
gehen.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post