Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zu: Merkel
Archivmeldung vom 22.08.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie SPD ist im Moment das Opfer ihrer eigenen Gebetmühlen: Die Kanzlerin kann nicht führen. Dabei diktiert Angela Merkel dem Koalitionspartner auf eine katzenartige, aber gleichwohl machtvolle Weise die Gangart des gesamten Wahlkampfes.
Sie lässt sich von der Abteilung Attacke der SPD nicht in den Ring zitieren, um mit Frank-Walter Steinmeier öffentlich über Dinge zu streiten, die für sie außer Streit stehen. Und dort, wo der Herausforderer Selbstverständlichkeiten kraftvoll thematisiert, wie etwa den Wunsch nach Vollbeschäftigung, vereinnahmt sie die Position und lässt sie erst gar keine Gegensätze aufkommen. Merkel argumentiert immer als Kanzlerin, Steinmeier nicht als Vizekanzler, sondern als Oppositionschef in der Regierung. Das Ergebnis ist entsprechend: Der Abstand im direkten Vergleich scheint für Steinmeier unaufholbar. Merkel wuchert regelrecht mit dem Kanzlerbonus und macht sich in hohem Maße unangreifbar. Und sie tut es als kluge Frau. Das hat die SPD von Anfang an unterschätzt.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung