Neue OZ: Gnade als Zeichen der Macht
Archivmeldung vom 15.11.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWas für eine starke Frau! Aung San Suu Kyi hat ihren Kampf mit friedlichen Mitteln gegen die Militärjunta Birmas trotz Jahrzehnten der Unterdrückung nicht aufgegeben. Sie ist weltweit längst ein Sinnbild für das Streben nach Freiheit.
Ihre Freilassung sollte aber nicht zu große Hoffnung auf ein Ende der Diktatur entfachen. Das Regime in Asiens Armenhaus fühlt sich stark genug, die Friedensnobelpreisträgerin als eine Art Gnadenakt zu ihren Anhängern zu lassen. Es spricht leider viel dafür, dass sich die Generäle nicht verkalkulieren. Denn der Jubel in Rangun darf nicht über die wahren Machtverhältnisse hinwegtäuschen. Erstens ist die Opposition gespalten. Zweitens verfügen auch die Militärs über einen nicht unerheblichen Rückhalt im Volk. Und drittens werden die Generäle nicht zögern, die Friedensnobelpreisträgerin wieder wegzusperren, sollte es ihr gelingen, ein starkes Bündnis gegen das Regime zu schmieden.
Die Junta hat in den vergangenen 20 Jahren oft bewiesen, dass sie keine Skrupel kennt. Wer rebelliert, wird niedergeknüppelt, eingekerkert oder ermordet: Das mussten erst vor drei Jahren die Mönche der buddhistischen Protestmärsche bitter erfahren. Es gibt zwar auch innerhalb des Regimes moderate Kräfte, die auf Wandel sinnen. Dieser Prozess könnte aber nur starten, wenn Birmas wichtigster politischer und wirtschaftlicher Partner auf mehr Freiheit drängen würde. Nur: Dieser Freund heißt China . . .
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung