Westfalenpost: Politische Dimensionen
Archivmeldung vom 13.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Nationaler Notstand", "halluzinierter Krieg", Sonntags-Terrorismus", Schlagzeilen italienischer Medien, nachdem ein Verkehrspolizist einen 28-jährigen Fußball-Fan von Lazio Rom erschossen hat. Die brutalen Ausschreitungen danach haben in Italien längst eine politische Dimension erreicht.
Fußball ist zudem ein wichtiger Bestandteil des italienischen
Gesellschaftslebens. Und so dient er auch als Instrument für
politische Karrieren. Silvio Berlusconis Aufstieg zum
Ministerpräsidenten wäre ohne die strahlenden Erfolge seines AC
Mailand undenkbar gewesen. Nachfolger Romano Prodi ist zwar kein
Präsident eines großen Fußball-Klubs, allerdings bedient er sich
offenbar der gleichen Mechanismen wie sein Vorgänger. Um seine
Regierung zu retten, bürdete er sich und ihr eine Affäre auf, die
stark an Berlusconis fragwürdigen Umgang mit Recht und Gesetz
erinnert. Einen Staatsanwalt abzuberufen, weil er gegen einen selbst
ermittelt, das riecht nicht nur schlecht. Das stinkt.
Prodis Koalition wird in diesen Tagen ohnehin eine kurze Lebensdauer
prophezeit. Auf den Straßen protestierten gestern wieder
Hunderttausende gegen deren Haushaltspolitik. Denkbar, dass sie über
den Tod des Lazio-Fans nun endgültig stolpern wird.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost