Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Forderung des Bundespräsidenten nach einer neuen Agenda
Archivmeldung vom 24.06.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHoppla, da fordert der Bundespräsident eine neue Agenda, dieses Mal gegen die Armut. Und wen nennt er zuerst? Nicht etwa Obdachlose und Bettler, auch nicht Hartz-IV- und Mindestlohnempfänger. Nein: Breite Mittelschichten sind es, an denen der konjunkturelle Aufschwung laut Horst Köhler derzeit vorbei geht.
Tatsächlich fressen gerade bei Angehörigen unterer Mittelschichten die Preiserhöhungen für Energie und Lebensmittel den größten Anteil der Gewinn- oder Lohnerhöhungen weg. Das hat Folgen für Motivation, Gesundheit und Leistungskraft im Betrieb. Es sorgt auch in den Familien für schlechte Stimmung. Wenn das Rückgrat schwächelt, machen die Beine keine großen Sprünge mehr. Und die Mittelschichten sind das Rückgrat jeder Gesellschaft. Dass nun jedes politische Programm heute »Agenda« oder »Roadmap« heißen muss, was soll's? Die Namensgeber wollen damit sowohl die Dringlichkeit (Agendum, lateinisch: das, zu Treibende, das, was vorangebracht werden muss) als auch ihre klare Zielsetzung (Roadmap, englisch: die Straßenkarte) ihrer Vorschläge betonen. Wer wollte nun daran zweifeln, dass der Kampf gegen Armut besonders dringlich ist? 2020 ist da sogar ein bisschen spät.
Quelle: Westfalen-Blatt